Das Viking/Folkmetall Soloprojekt Feskarn ist Niklas Larrsons geistiges Kind und vorliegendes Werk das dritte in acht Jahren: das verspricht immerhin schon einmal die Chance, dass wir nicht reine Fließbandarbeit vorgesetzt bekommen, wie es bei so mancher Schwarzwurzelei der Fall ist, wenn sich innerhalb eines Jahres mehr als fünf Alben anhäufen. Bisher war mir die Musik nicht bekannt und so versuche ich es unvoreingenommen:

Okay, es fällt mir schwer, denn mein erstes Aufeinandertreffen mit Feskarn fand bei der Sichtung der gesammelten Informationen in den metal-archives.com statt und wenn es um Bilder geht, dann hat Herr Larrson schon einmal bei mir verloren. Er selbst zeigt sich kämpferisch, das Schwert hochgerissen, ein wilder Schrei in den Himmel und, Gott bewahre, digital eingefügte Verwundungen und Blutspritzer – das ist nicht stimmungsvoll oder gut. Das ist Banane. Und warum ein Umhang, aber kein Hemd? Egal, das „Der tapfere Wikinger stützt sich nach der Schlacht mit letzter Kraft auf eine Axt im Sonnenuntergang“ Motiv ist immerhin solide. Aber dann haben wir die Motive der Alben und ich wähle nur Nummer 1 und 3, denn: Hieß das Debut ‚Raise your sword‘ und das Schwert steckte fest im Boden, so höre ich gerade den ‚Raven‘s way‘, während die Viecher auf dem Ast sitzen. Ist nur ne Kleinigkeit, aber bei all der Flut an guten und mittelguten Alben in 2020 und nun 2021 kann man ja wählerisch werden. Wie klingt es denn?

Da schau her, wie Pagan/Folkmetall. So einfach ists. Der Titelsong eröffnet das Album fetzig nach vorne preschend und geht voll in Ordnung zum Matte aufschütteln und da ich grad so viel Freude mit den überkünstlichen Welten im Iscuron Release hatte, gefällt es mir auch ausgesprochen, dass die Keyboards an zwei Stellen plötzlich leiernd verzerrt werden, als ob sich der Herr selbst nicht ganz ernst nimmt. „Broken World“ will das Gegenteil beweisen – ein guter Song von der Stange, schön episch und flott, das Geklimper ist halt aufdringlich schnell und müsste in dieser Form nicht sein: entweder man rückt es in den Fokus, oder man lässt es weg, aber Rondo Veneziano leise im Hintergrund ist unglücklich. Dann kommt der Ritualschamane in Larsson durch und in den folgenden Songs wird geröhrt und ge-Wardruna-t bevor man die E-Gitarre und die Drums wiederfindet. Mitreißend ist anders, aber wieder: guter Standart. „Parasite“ macht mir deutlich klar, was mich nervt: entweder man baut (selbst wenn die Instrumenten aus der Dose kommen) eine Magie wie auf alten Dead Can Dance  auf, oder man grölt und rifft sich brutal durchs Unterholz. So aber kämpfen beide Welten eher gegen- als miteinander. Fast eine Stunde geht es so weiter: Alle Mittel sind solide umgesetzt, der Klargesang ist manchmal neben der Spur, ganz schlimm bei „Relics von the past“. Es ist ein irres Durcheinander, mal Finntroll’scher Wahnsinn, dann wieder Partykracher wie von Korpiklaani und Parts, in denen man sich am rituellen Folk versucht. „Relics von the past“. Manchmal klingen die Synthies so, als ob man sich nicht ganz ernst nimmt in der Heidenseeligkeit und dann wieder gibt’s die Extraportion Pathos.

Der Ausstieg könnte mit „Ein Bier“ nicht unlustiger sein, in miserablem Deutsch wird dort dem Hopfengold gehuldigt, und der Song zeigt so deutlich das Dilemma, in dem sich Feskarn festfahrn (hihi): Man weiß einfach nicht, was man will. Da sind weite Teile bemüht, eine ernsthafte Stimmung aufzubauen, immer wieder unterbrochen von unpassender Überdrehtheit, und dann kommt am Ende so ein Fan-Service, den man von mir aus auf einem Festival bringt, wenn man zum Abschluss mit der ersten Reihe anstoßen will. Das kann aber doch um Gottes Willen nicht das Album beenden, so als ob die vorangegangene Stunde einen Scheiß wert ist. Immerhin erkennt Larsson das selbst, denn ich verstehe nur, dass er viel zu oft „Scheiße“ singt. Ein Album, so nötig wie ein Kropf.

 

Feskarn

Raven’s way

 

05.02.2021

Eigenproduktion / Vegvisir Distribution

 

https://vegvisirdistribution.bandcamp.com/album/ravens-way-digisleeve-cd

 

01. Ravens way
02. Broken world
03. Sigur
04. Vägen framåt
05. Parasite
06. War
07. Relics from the past
08. Livets tid
09. Golden age
10. Strong from nature
11. Destroyed
12. Yggdrasil
13. The frost of the fallen
14. Ein Bier