Faun haben sich im Lauf der letzten Jahre durchaus einen Namen gemacht und das nicht nur bei Anhängern der bunten Mittelaltermärkte oder der innerhalb schwarzen Szene. Schuld daran sind wohl auch die umtriebigen Konzertdarbietungen. Auf gut 500 Auftritte seit dem Jahre 2002 hat es das fleißige Quintett geschafft. Diesmal entführt das Ensemble aus der bayrischen Hauptstadt den Hörer in das scheinbar endlose Sammelsurium märchenhafter Sagenwelten und deren fantastische Lebewesen. Rein optisch fällt zunächst die adäquate Gesamtgestaltung der aktuellen Tonträgerhülle im Hardcoverformat auf. Mit sorgsamer Liebe zum Detail, liegen dem Silberling beispielsweise schöne Illustrationen des unter anderem besungenen Wasserelementarwesens, Gedichte von Eichendorff und Rilke sowie zahlreiche Informationen zum Hintergrund der einzelnen Werke bei. Außerdem sind zu jedem Lied die Noten und Gitarren-Tabs beigefügt, was den einen oder anderen Hobbymusikus sicherlich eine Zeit lang an das aufwändig kreierte Buchformat fesseln wird. Dieser schöne Aspekt geht notorischen Ladebalkenbeobachtern, welche sich das „Buch der Balladen“ nur als gängiges Mp3 Format per Download-Portal besorgen, natürlich verloren. Das neue Presswerk Fauns ist rein akustisch gehalten und verzichtet folglich auf melodiöse Keyboardpassagen. Der Fokus liegt ausschließlich auf traditionellem Instrumentarium, wie zum Beispiel Flöten, Drehleiern, keltische Harfen, Hackbrett und nicht zuletzt der altbekannte Dudelsack. Dadurch kommen vor allem die anmutig femininen Stimmen von Sandra Elflein und Fiona Rüggeberg auffallend gut zur Geltung. Nach einem gesprochenem Eichendorff Zitat, welches als Einleitungsstück dient, beginnt zunächst das vierminütige Sigurdlied, das eine enge Verwandtschaft zur deutschen Nibelungensage aufweist. Auch hierzu findet der kulturhistorische Interessierte so einiges an Hintergrundinformationen in der besagten CD Hülle. Die Folgende Ballade um Herrn Heinerich, handelt hingegen um dessen folgenreiche Begegnung mit einem gefräßigen Trollweib. Besonders hervorzuheben ist das glockenhell gesungene Stück um einen wilden Wassergeist und seine mehr oder weniger freiwillige Braut. Das Buch der Balladen lädt mit seinem komplett deutschsprachigem Liedgut förmlich zum fröhlichen Mitsummen ein und befasst sich in ernsthafter Manier tief greifend mit heidnischen Sagen und Mythen, nicht mit „Metbesäufnissen“ und „Paganpartys“. Den Münchnern gelang nämlich ein hervorragend authentischer Langspieler, dessen Erzählungen einem noch lange im Gedächtnis bleiben werden.