„Fanal“: Das Ich liefern den Soundtrack zum postfaktischen Zeitalter

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Wenn man dachte, „Das Ich“ wären nach all den Jahren zwischen Krankheit, Politik und Szenelegende endgültig in den Tiefen der Gruft verschwunden, dann hat man die Rechnung ohne Bruno Kramm und Stefan Ackermann gemacht. Die beiden Herren, die einst mit „Gott ist tot“ und „Satans neue Kleider“ so etwas wie die Blaupause für die Neue Deutsche Todeskunst lieferten, sind zurück – und wie! Am 31. Oktober 2025 erscheint Fanal, ein Album, das weniger wie ein Comeback klingt, sondern eher wie eine Fackel, die man der aktuellen, kranken Zivilisation mitten ins Gesicht hält.

Und jetzt der Clou: Wer flux vorbestellt, bekommt das gute Stück bereits eine Woche früher, ab dem 24. Oktober direkt ins Haus geschickt. Und das dürfte lohnend sein, denn Fanal verspricht neun Tracks voller Abgründe, gesellschaftlicher Diagnosen und elektronischer Donnerwetter, wie es eben nur Das Ich hinkriegen – expressiv, pathetisch, theatralisch und immer mit diesem „wir meinen es ernst, auch wenn es fast zu groß für diese kleine Welt wirkt“-Flair.

Man muss sich das mal vorstellen: Zwischen ihren epochalen Werken wie Staub, Egodram oder Antichrist haben sie nie einfach „weitergemacht“, sondern sich jedes Mal neu erfunden. Dazu kamen weltweite Tourneen, brennende Bühnen und eine Remix-Legende wie VNV Nations „Destillat“, die auch heute noch in jedem Club funktioniert, wenn das Schwarzvolk zu später Stunde den Boden klebrig tanzt. Dass ihre Benn-Vertonung Morgue immer noch im Schulunterricht behandelt wird, ist nur ein weiterer Beweis dafür, dass „Das Ich“ irgendwo zwischen Kunstkanon und Szene-Ikonen schweben – meistens düster, immer kompromisslos.

Nach Ackermanns schwerer Erkrankung und Kramms politischem Ausflug melden sie sich nun in einer Welt zurück, die ihre früheren apokalyptischen Visionen übertroffen hat. Das Cover zeigt eine Fackel – doppeldeutig als Warnung und als Hoffnung. Die Message: Wir mögen zwar an den Klippen stehen, aber wer noch ein bisschen Rest-Optimismus im Herzen hat, findet in Fanal nicht nur Untergangsdiagnosen, sondern auch ein Leuchtfeuer für Empathie und Humanismus. Und wer glaubt, das sei alles nur kulturpessimistisches Gerede, dem sei der Erfolg der Vorabsingle „Lazarus“ ans Herz gelegt – immerhin ein Einstieg auf Platz 6 der Deutschen Alternative Charts. Totgesagte leben eben länger, vor allem dann, wenn sie schon vor 30 Jahren den Tod höchstselbst in Musik gegossen haben.

„Fanal“: Das Ich liefern den Soundtrack zum postfaktischen Zeitalter
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