Es gibt erfreulicherweise immer noch glückliche Zufälle auf dieser Welt. Einer davon war das Shadow Project-Konzert in Norfolk im Jahre 1992, das von der Vorband Strange Boutique eröffnet wurde. Bei diesem Konzert lernten sich William Faith und Monica Richards kennen und legten den Grundstein für Faith And The Muse. Im Frühjahr 1993 begannen die beiden, zusammen zu arbeiten. Heraus kam der erste Song "Heal".
Nun legen Faith And The Muse einen Rückblick vor, der aber nicht durch ein einfaches Best Of-Album repräsentiert wird, sondern in einer Doppel-CD namens "Vera Causa", die Cover, Raritäten, Remixes, Live- und Akustikversionen sowie Tracks von Samplern enthält. Und diese beiden Silberscheiben haben es in sich. So findet man z.B. oben genanntes Demo auf der ersten CD. Allein dieser Song beweist das unglaubliche Potential der beiden Amerikaner.
Das musikalische Spektrum von Faith And The Muse ist weit gestreut. So sind auf der einen Seite Industrial-Einflüsse zu hören, auf der anderen machen William Faith und Monica Richards wunderschöne Gothic- und Dark Wave-Songs. Gerade die letztere Gattung beherrscht das Duo geradezu in Perfektion. Wer sich z.B. das Bauhaus-Cover "Hollow Hills" anhört, sieht sich in die frühen 80er zurückversetzt, als The Cure noch mit bitteren Trauerballaden auf sich aufmerksam machten. Diesem Jahrzehnt scheinen Faith And The Muse auf eine besondere Art verbunden zu sein, wie Kate Bush's "Running Up That Hill" beweist. William Faith überlässt das Mikrofon meist Monica Richards. Dass auch er seine Stimme nicht zu verstecken braucht, beweist der von ihm gesungene Song "Soul In Isolation" (von The Chameleons). Wie alle Live-Tracks auf "Vera Causa" übrigens in ausgezeichneter Qualität.
Das Album enthält auch reichlich eigenes Faith And The Muse-Material. Neben diversen Samplerbeiträgen sind hier vor allem die Demoversionen von "All Lovers Lost", "The Breath Of A Kiss" und das schon genannte "Heal" zu erwähnen. Meine zwei persönlichen Favoriten sind ungeschlagen "Scars Flown Proud" und "Annwyn, Beneath The Waves". Letzteres gibt's zudem als Akustik- und als Live-Version. Bleiben noch die Remixes zu erwähnen. Zwar passen sie vom Stil her nicht ganz zum Rest der Tracks und stören ein wenig das Gesamtbild, können sich aber dennoch sehen lassen.
Goth-Songs mit Beat sind jedoch nicht jedermanns Sache. Aber gute Songs kann man eben "fast" nicht verunstalten. "Vera Causa" ist für mich eines der besten Alben des Jahres! Kaum eine Veröffentlichung konnte und kann mich immer wieder so aufs neue begeistern wie diese Platte, die ich jedem nur ans Herz legen kann.