Das bereits 1992 in Witten gegründete Duo Evils Toy dürfte einigen von euch durchaus ein Begriff sein. Schließlich haben Volker Lutz und Oliver Taranczweski in ihrer bisherigen Karriere bereits mehrere Electro-Alben im Independent-Bereich veröffentlicht. Nun steht mit "Virtual State" nicht nur ein brandneuer Track in den Startlöchern, sondern zugleich eine Ankündigung ihres kommenden Albums "Silvertears", das im Oktober erscheinen wird. Für diejenigen unter euch, die noch nicht mit Evils Toy vertraut sind: Die beiden Musiker bezeichnen ihren Stil als Future Pop. Aber was genau darf man sich darunter vorstellen?
"Virtual State" liefert dafür eine erste Antwort: Ein treibender, moderner Elektro-Beat trifft auf dezente Einflüsse aus den 80er-Jahren, die an Synthpop-Legenden wie Yazoo oder OMD erinnern. Eine noch treffendere Bezeichnung könnte vielleicht Electro-Pop sein, denn die Synthese aus nostalgischen Klängen und zeitgemäßer Produktion wirkt ziemlich stimmig. Doch Vorsicht: Wer das Cover der Maxi sieht, könnte auf den Gedanken kommen, hier handle es sich um die neueste Boyband am Start – lasst euch nicht täuschen! Der Titeltrack "Virtual State" ist alles andere als seichte Popmusik. Mit einem eingängigen, melodischen Refrain, der durch engelsgleiche weibliche Backing-Vocals ergänzt wird, präsentiert sich der Song als absolut tanzbarer Clubhit. Dafür gibt es satte 6 Sterne!
Doch leider kann die Maxi diesen hohen Einstieg nicht durchgehend halten. Der zweite Titel, "Inside Out", setzt mehr auf eine melancholisch-verträumte Atmosphäre, die durchaus Gänsehaut erzeugen kann, aber insgesamt etwas zurückhaltend bleibt. Ein netter Track für nebenbei, aber kein großer Wurf – 4 Sterne. Mit "The Single Effect" erreicht die Maxi schließlich ihren Tiefpunkt. Dem Stück fehlt es schlichtweg an Dynamik und Spannung; es plätschert ohne nennenswerten Höhepunkt dahin. Entsprechend kann ich hierfür nur 2 Sterne vergeben.
Zum Abschluss gibt es noch einen Remix von And One zum Titeltrack "Virtual State". Dieser ist... nun ja, interessant. Der Remix versucht sich an einer experimentelleren Herangehensweise, doch letztlich bleibt das Ergebnis so enttäuschend wie die letzte And One-CD selbst. Auch hier reicht es leider nur für 2 Sterne.
Wer fleißig mitgerechnet hat, kommt somit auf einen Durchschnitt von 3,5 Sternen. Das mag zunächst nach Mittelmaß klingen, doch die Maxi bietet durchaus Anlass zur Vorfreude auf das kommende Album "Silvertears". Vor allem der Titeltrack "Virtual State" zeigt eindrucksvoll, welches Potenzial in Evils Toy steckt – wir dürfen also gespannt bleiben, wohin die Reise führt. Ach ja, ein kleiner Hinweis für alle, die jetzt schon voller Tatendrang in den nächsten Plattenladen stürmen wollen: Die Maxi erscheint offiziell erst am 14. August 2000. Bis dahin heißt es noch etwas Geduld bewahren!