An Veröffentlichungen von Estampie werden immer sehr hohe Ansprüche gestellt. Und das zu recht, denn das Ensemble um Sängerin Syrah (Sigrid Hausen, Qntal), Michael Popp (Qntal) und Ernst Schwindl hat seit seiner ersten Platte "A Chantar" von 1990 bewiesen, dass es mittelalterliche Musik anspruchsvoll umsetzen kann. Entgegensetzt zu vielen anderen Bands dieses Genres setzen Estampie nicht einfach auf die Wirkung von Paukenschlag und Dudelsack, sondern verfolgen stets ein bestimmtes Thema. Ob Hildegard von Bingen, die Kreuzritter oder die Marienverehrung im Mittelalter, Estampie spielen nicht nur musikalisch auf höchstem Niveau. Die neue Veröffentlichung "Signum" ist darum wieder ein Konzeptalbum, das sich mit den apokalyptischen Visionen der Sybilla beschäftigt, einer bekannten Wahrsagerin und Seherin aus der Antike. Diese Visionen handeln vom Ende der Welt und Estampie behandeln dieses Thema wie immer äußerst sensibel, denn schließlich geht es auch um den Tod und die Frage auf ein Leben danach. Da Estampie die von ihnen ausgewählten Themen mit größter Sorgfalt bearbeiten, schaffen sie das, was kaum einer anderen Mittelaltter-Band gelingt: Man fühlt sich wirklich in der Zeit zurück versetzt. Allein Syrahs Stimme verzaubert von der ersten Minute an. Mit dezenter aber ergreifender Instrumentierung mit Drehleier, Harfe oder Gitarre wirken die Songs nicht aufgesetzt oder schlicht nachgespielt und man merkt ihnen an, dass sich das Ensemble seit fast 20 Jahren ernsthaft mit dieser Art von Musik beschäftigt und seitdem immer wieder sehr hohe Ansprüche an sich selbst stellt. "Signum" beginnt in "Al Jorn - Alonso" mit Chorgesängen, ohne jegliche Instrumente und leitet damit zeremoniell und bewegend in das Thema ein. Darüber hinaus bietet das Album Lieder verschiedener Stimmungen. Ob gefühlvoll und melancholisch bei "Al Jorn - Carceres" oder "Audite" oder eher stimmungsvoll und fast ausgelassen in "Trotto", Estampie spielen in allen Facetten auf. Rein instrumentelle Lieder, Chöre oder die schlichte Eleganz von Syrahs Sologesang, "Signum" entfacht ein sinnliches und abwechslungsreiches Bild zu den Offenbarungen des Weltuntergangs.