‚Diejenigen, die das Album mögen, werden es abwechslungsreich und abenteuerlich finden. Denjenigen, denen es nicht gefällt, werden wahrscheinlich klare Konturen fehlen.’ sprach Daniel Bellqvist, Sänger bei Eskobar. Damit trifft er den Nagel auf den Kopf... Dass auch im hohen Norden Europas gute Popmusik gemacht wird, haben in den letzten Jahren Gruppen wie Kent, die Wannandies, die Cardigans, oder eben auch Eskobar gezeigt. Was mich an deren Songs immer fasziniert hat, war die Leichtigkeit, mit der diese Gruppen klassische, songorientierte Elemente mit elektronischen Spielereien zu kleinen Kunstwerken verbinden. Nachdem bereits die Cardigans mit ihrem letzten Werk zum reinen, ‚hausgemachten’ Pop zurückgekehrt sind – und damit den ein oder anderen Käufer verloren haben – gehen Eskobar mit Ihrem dritten Album noch einen Schritt weiter. Der oben zitierte Abwechslungsreichtum äußert sich darin, dass nur noch wenige Songs (bspw. die Single ‚Love Strikes’ oder ‚Violence’) an das anschließen, was Eskobar auf dem letzten Album bravourös gezeigt haben, und was meiner Meinung nach auch für deren ‚Durchbruch’ verantwortlich war. Eben diese dreiminütigen Kleinode, die mal melancholisch, mal fröhlich dahinfließen und den Hörer die Welt um sich herum vergessen lassen. Die elektronischen Effekte, die sehr typisch für Eskobars zweites Album waren, sind vollkommen verschwunden und müssen verstärkt eingesetzten akustischen Gitarren weichen. Die sparsam instrumentierten Tracks, wie der Opener ‚Cold Night’, ‚Freedom’ oder ‚Love Comes First’ bestechen dabei schon durch eine gewisse Fragilität, die solche Songs auszeichnen sollte, aber irgendwie habe ich das Gefühl, das wäre alles schon mal da gewesen... Der beschriebene musikalische Wechsel deutet sich auch auf dem Cover an: sah man die drei Herren von Eskobar auf dem letzten Booklet im kühlen Blau futuristisch anmutend auf einem Flughafen als ‚nordische Placebo’ stehen, so sitzen sie auf dem neuen Cover (schwarz-weiß abgelichtet) brav bei Kaffee und Wasser in einer Cocktailbar. Bei ‚A Thousand Last Chances’ handelt es sich fast schon um ein klassisches Singer/Songwriter Album; diesbezüglich werden die Songs auch sauber vorgetragen. Freunde des ersten Albums ‚Til We’re Dead’, werden also in die Hände klatschen und Luftsprünge machen, aber das sind eben nicht ‚meine’ Eskobar. Und so läuft während ich diese Rezension schreibe im Hintergrund ‚There’s Only Now’, das zweite Album. Und da ist er wieder, dieser süße Schmerz, für den ich Eskobar lieben gelernt habe...