Endless Asylum - Danvers State Hospital - Beyond Mental Illness

There was a young man from Turkey, who spoke no English. Was he behaving bizarrely? Perhaps - the record doesn't indicate. He was picked up as a vagrant, jailed, and then sent to the hospital and never left - and nobody ever talked to him in Turkish. Mit Zitaten einer ehemaligen Sozialarbeiterin leitet der spanische Künstler Sathorys Elenorth (Narsilion, Der blaue Reiter, Lugburz) das Langspiel-Debut seines Projekts Endless Asylum ein. Schauplatz ist das Danvers State Hospital, eine Irrenanstalt in Massachusetts, mit welcher von 1878 bis 1992 tausende Lebens-/Leidensgeschichten verknüpft waren. Im Laufe der Zeit erlangte das Krankenhaus traurige Berühmtheit aufgrund diverser, aus heutiger Sicht unmenschlicher Behandlungsmethoden. Jenen Schicksalen, darunter dem von Marie Balter, die 1966 nach einem durch eine Fehldiagnose verursachten 20-jährigen Aufenthalt den Weg zurück in die Welt gefunden und dies später in einem Buch („Nobody's Child“ / dt. Titel: „... und besiege die Finsternis“) verarbeitet hat, ist das vorliegende Album „Danvers State Hospital – Beyond Mental Illness“ gewidmet. Es ist ein Wechselbad aus scheinbarer Normalität und Wahnsinn hinter den Mauern des Hospitals, dessen sich Sathorys Elenorth mit dunklem Ambient angenommen hat. So führen die von diffusem Rasseln und Türenquietschen unterlegten Interviewausschnitte im Opener „The Journey Of Marie Bartel“ (hier ist wahrscheinlich Marie Balter gemeint) unmittelbar hinein in die vergitterten Räume des alten Gebäudes, wohingegen im nachfolgenden „Schizophrenia“ die Agonie mittels einer flächigen Melodie hinter gleichmäßigen Gitarrenakkorden durchschimmert. Ein immer wieder auftauchendes Sprachsample kommentiert, oder besser diagnostiziert, dies mit unbeteiligter Sachlichkeit. „Childhood In The Asylum“ und „The Lobotomist“ spielen ebenfalls mit Polaritäten. Die tröstlichen Klänge einer Spieluhr bzw. alten Aufnahme von „St. Therese Of The Roses“ werden alsbald von schwarzen musikalischen Collagen, gepaart mit Stimmenfetzen oder den Atemgeräuschen verängstigter Patienten, überlagert. Hoffnung und Resignation, Manie und Depression - allein die Titel der restlichen Tracks verraten, daß das Pendel weiterhin von einem Extrem ins andere ausschlägt. „Into The Deep Silence And Suffering“ sowie „The Voice of Danvers“ erzeugen durch düstere Soundteppiche eine fast körperlich spürbare Beklemmung, während „Beyond Mental Illness“ mit friedvollem Gebimmel eines Windspiels und deutlicher Rhythmik von Schlagzeug und Gitarre einen kleinen, wenn auch verhaltenen Ausflug ins Licht wagt. „Danvers State Hospital“ - das ist nicht nur vertonter Irrsinn. Sathorys Elenorth geht einen Schritt weiter und wirft den Hörer tief in die Abgründe eines kranken Geistes, gewährt aber gleichzeitig einen mitfühlenden Blick auf die Opfer einer grausamen Psychiatrie, insbesondere im ebenfalls enthaltenen Video zu „Schizophrenia“. Alles in allem ein meisterhaftes Werk, das lange nachhallt...

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