Nicolas van Meirhaeghe alias Empusae widmete sein neues Album dem belgischen Comiczeichner Daniel Hulet, der 2011 verstarb. Dessen drei Bände umfassende grafische Novelle "Extra Muros" thematisierte Empusae bereits 2003 auf der gleichnamigen Maxi. Nun, mehr als 10 Jahre später, scheint dieser erneute Bezug nicht durch eine Rückbesinnung, sondern vielmehr durch einen Rückblick ausgelöst worden zu sein. Empusae präsentiert sich 2012 aber nicht mit einem Best-Of-Album, das er sicherlich ohne Probleme füllen könnte, sondern mit Ausflügen in andere Gefilde, ganz so, als ob er seine Vielgestaltigkeit oder seine vielfältigen Einflüssen aufzeigen möchte.

So veröffentlicht er nun ein neues Album namens "Symbiosis", auf dem viele Gastmusiker mitwirken und auf dem sich deren verschiedenen Stile und Einflüsse kreuzen. Die Auswahl seiner Kollaborateure ist auf den ersten Blick stellenweise überraschend, auf den zweiten nur noch bedingt. So leihen Tomas Pettersson und Rose-Marie Larsen von Ordo Rosarius Equilibrio dem Song "One Of The Same" ihre Stimmen, während Orgel- und Klaviermelodien sich langsam dahin wälzen. Einzig der trommelnde Beat erinnert noch an Empusae. Ähnlich verhält es sich bei der Zusammenarbeit mit Arcana, auch wenn die Trommeln in Verbindung mit Klavierklängen hier fast poppig ertönen. Etwas aus der Reihe fällt daher die Kooperation mit In Slaughter Natives, welche die melodiösen Klänge außen vor lässt und neben dem für Empusae obligatorischen Getrommel noch etwas Death-Industrial-Atmosphäre einfließen und damit die Stimmung merklich abkühlen lässt.

Eine Überraschung der ganz anderen Art bietet "La Rivière Noire", in dem Christel Morvan alias Nesisart einen französischen Text dahin haucht, währenddessen Rauschen und Rasseln sowie eine lediglich aus vier Tönen bestehende Melodie eine sehr seltsame Stimmung erzeugen. Nebenbei war Nesisart auch noch für das Artwork des Albums verantwortlich. Mit Nick Grey hat Empusae bereits zusammengearbeitet. Auf "Symbiosis" stützt sich ihr gemeinsamer Song "Seven Types Of Ambiguity" am Anfang nur auf eine Klaviermelodie. Die merkwürdigen Geräusche dazu klingen, als ob man Käfer auf Steinen zertreten würde. Später kommen Drums und gezupfte Streicher hinzu und im weiteren Verlauf verwandelt sich dieser über neuen Minuten lange Song in eines on Empusaes Frühwerken. Hier schimmert die Extra-Muros-Referenz wieder durch. Den letzten Song des Albums, "Kralizec", bestreitet Empusae im Alleingang. In diesen zwölf Minuten zeigt Empusae noch einmal sein Gefühl für Melodien in Verbindung mit rituellen Beats.

"Symbiosis" ist ein Album, das Empusaes Vielschichtigkeit zeigt, seine kompositorischen Stärken und seine Bereitwilligkeit, sich auf neues Terrain zu begeben. Fans seiner bisher stark rhythmusorientieren Alben sollten sich dieses Album lieber vorher anhören, sonst könnte es eine Enttäuschung geben. Bewundernswert (oder enttäuschend, je nachdem, wie man es sieht) ist vor allem der große Einfluss der Gastmusiker auf die einzelnen Songs. Nicolas von Meirhaeghe fühlt sich in vielen Genres heimisch und wir werden ihn in Zukunft noch bei vielen Kollaborationen bewundern dürfen.