Man stelle sich eine kleine Bar vor, in der zwielichtiges Dunkel herrscht. Nebelschwaden von Zigarettenrauch driften langsam vorbei, dunkle Gestalten schlürfen einsam an ihren Getränken. Motto des Abends: "Fremde Federn" . Auf der Bühne dieser Bar steht eine Band und gibt reihenweise Coverversionen von sich. Um genau zu sein sind es derer genau 20 und genau die, welche die Band in den 20 Jahren ihres Bestehens eingespielt und auf keinem ihrer vielen regulären Alben veröffentlicht hat. Der Name der Band klingt für eine derartige Bar schon fast zu abgedroschen: Element Of Crime. Und was spielen sie? Viele bekannte Songs, die zwar teils keiner neuen Fassung bedurft hätten, weil es davon schon zu viele gibt, aber auch sehr viele außergewöhnliche oder unerwartet interpretierte Songs. Unter diesen Coverversionen versteckt befindet sich auch der zweite Ausbruch der Band in fremde Gefilde überhaupt: Arlo Guthries "Motorcycle Song", der 1989 für die Compilation "The Perc Presents The Furious Swampriders" eingespielt wurde. Der Song klingt arg schräg und lässt den Hörer rätseln, ob das Absicht war oder ob hier jugendliche Laxheit, Alkohol oder handwerkliches Ungeschick im Spiel waren. Bei anderen Songs mag man den Kopf schütteln, warum sie überhaupt gecovert wurden. "My Bonnie Is Over The Ocean" ist einer dieser eher überflüssigen Kandidaten. Er war aber für die Filmmusik zum Film "NVA" eingespielt worden und musste konsequenter Weise seinen Weg auf diese Zusammenstellung finden, denn schließlich sollte hier alles versammelt werden, was nicht auf einen Album veröffentlicht wurde. Doch es gibt auch viele Überraschungen. "Hamburg 75" von Gottfried & Lonzo ist so eine, bei der Sven Regner im Duett mit Andreas Dorau singt und bei der die Band eine regelrechte Zirkusmusik daher zaubert. Das Dusty-Springfiled-Cover "Spooky" glänzt vor allem durch seine durch Bassgitarre und Trompete erzeugte groovig-chillige Atmosphäre. Wenn Sven Regner bei "Blaumeise Yvonne" von Kindern im Refrain begleitet wird, hat das schon was Putziges, vor allem in Kombination mit dem herrlich extravaganten Text von Andreas Dorau. "Last Christmas" zu covern, hätte nicht unbedingt sein müssen, zumal der Song mit Regners holprigem Englisch und im Hintergrund tönenden Bongos zwar ein wenig nach Straßenmusikapelle klingt, im Endeffekt aber eben "Last Christmas" bleibt. Kurt Weill ist der Band eher ein Fluch denn ein Segen gewesen, wurden sie doch mit ihren ersten Weill-Covern gleich entsprechend kategorisiert. Unbestritten ist aber, dass Element Of Crime die Weill-Interpretationen gut zu Gesicht stehen. Udo Lindenbergs "Leider nur ein Vakuum" wird zum düster-jazzigen Barsong mit Trompete, Alexandras "Zwei Gitarren" könnte mit seiner schleppenden Art und den druckvollen Gitarren in der Form auch von Nick Cave stammen. Ob nun wirklich Bob Dylan mit "It's All Over Now, Baby Blue" oder die Beatles mit "Across The Universe" gecovert werden mussten, sei dahin gestellt. Das ist unnötig und geht auch es besser, aber natürlich auch wesentlich schlechter. "Fremde Federn" ist eine nette Zusammenstellung, die man nicht unbedingt haben muss, die aber einige sehr interessante Versionen bekannter Songs im Element-Of-Crime-Gewand bereit hält. Und das sind mit Sicherheit solche, die man nicht alle Tage zu hören bekommt.