Irgendwie bekomm ich das Gefühl nicht los, dass der Name Guns n’ Roses mir fast täglich über die Lippen geht. Das war vor Jahren noch anders. Da war weder Axl, Slash und Duff in den Medien auch nur eine Randnotiz wert (höchstens als Running Gag). Doch dann kam 2002 die Gründung von Velvet Revolver, wo Duff erneut mit Slash und Matt Sorum auf einen unkontrollierbaren Frontmann traf. Nach einigen dünnen Jahren – sind wir ehrlich, beide Velvet Revolver-Alben waren Rohrkrepierer, trennte man sich 2008 schließlich von eben diesem Scott Weiland und fandet seitdem nach einen neuen Sänger. Warum eigentlich? Das Duff es gesangstechnisch drauf hat, wissen nicht nur alte Fans der Gunners. Auch seine Soloalben konnten bisher überzeugen. Also sind wir gespannt, was uns Duff diesmal mitgebracht hat. Schauen wir doch einmal rein: Aber hallo! Erdiger Rock – wer hätte das gedacht. Nein, im Ernst. Wer sich bisher mit Duffs Soloaktivitäten beschäftigt hat, wird keine Überraschungen erleben. Duff setzt seine leicht rauchige Stimme wiedermal gekonnt ein, um straighte Hard Rock Nummern (mit den typischen Punk-Einflüssen) unters Volk zu bringen. Das ist weder explosiv noch wahnsinnige kreativ, macht aber jede Menge Spaß. Gerade die ersten Songs, wie der Opener „Sick“ und das folgende „Sleaze Factory“ vertreiben die schlechte Laune und servieren deftigen Schweinerock. Doch auch ein Duff McKagan wird älter – und wie eine Kollegin meint, immer heißer! Daher nimmt er sich im Gegensatz zu früher doch auch mal wieder eine Auszeit und stimmt mit „Iou“ versöhnliche und leicht verdauliche Radiorock-Nummern an. Da heißt es einfach: Je lauter man die Boxen aufdreht, desto besser wird der Song. Obwohl, das trifft eigentlich auf das ganze Album zu. „Sick“ ist nichts zum nebenbei hören, denn dann schwebt es in einen Zustand der Belanglosigkeit. Doch in der richtigen Stimmung und der richtigen Lautstärke kann hier gut abgefeiert werden. Ein Song wie „Translucent“ kommt dabei herrlich sleazy rüber und versprüht sonnigen Westküstencharme. Auch der härteste Rocker mag es zu Kuscheln. Mit dem melancholischen „Mothers Day“ kommt der passende Soundtrack. Ganz klar, die Mischung macht’s und daher ist „Sick“ auch das passende Werk zu einer längeren Autofahrt. Ach was sag ich – haut das Teil in den Player und habt Spaß wo immer ihr wollt. Einfach schade, dass musikalische Genies wie Axl, Slash oder auch Duff wohl nie mehr zusammen musizieren werden. Denn legte man deren Solowerke (zu „Chinese Democracy“ geht es hier entlang) aneinander und sieht, welche Schaffenskraft in ihnen steckt, was sollte erst passieren, wenn man diese Kreativität vereint? Unverstellbar? Use Your Illusion... Duff hat mit „Sick“ nicht die Welt verändert – nur ein wenig verschönert.