Ja, es gibt ihn noch ! Puren Oldschool-Gothrock ! Wer's nicht glaubt, sollte sich vom aktuellen Album „Gothic Tales“ der deutschen Formation Dryland überzeugen lassen. 1997 gegründet und bereits beim ersten Auftritt Drittplazierter bei einem regionalen Newcomer Festival, hatte die Band vor allem durch häufige Live-Auftritte Erfahrung gesammelt. Nach einem Line-Up-Wechsel, bei dem Gitarrist Alex Binder die Vocals übernahm, bewegte man sich aus der Metal-Ecke hin zum „klassischen“ Gothic-Rock. „Gothic Tales“ ist bereits die vierte Veröffentlichung des Quintetts, jedoch die erste unter den Fittichen eines Labels. Beim Opener „Ars Moriendi“ geht's nach einem besinnlichen Into mit düsteren Tönen zur Sache, ganz im Sinne des Titels, der übersetzt „die Kunst des Sterbens“ heißt. Aber bereits hier setzen die krachenden Gitarren ein, die den ganzen Longplayer dominieren. Das soll keineswegs heißen, daß wir es bei Dryland mit einer Combo zu tun haben, die nur die Guitars schrubbt, ganz im Gegenteil, „Gothic Tales“ zeichnet sich durch stimmiges Songwriting aus. Alle Tracks sind pointiert ergänzt mit Keyboard- bzw. Klaviersounds, jedoch ohne übertriebene Schnörkel. So hat jedes Stück seinen eigenen Charakter, der harmonisch mit den Texten verschmilzt. Besonders deutlich wird dies natürlich beim einzigen deutschsprachigen Song „Schattenlichter“. Und wenn auch die meisten Stücke in schnellerem Tempo gehalten sind, gibt es doch besinnlichere Momente, wie „Blossoms of Mourning“, wo uns kleine Klaviersoli überraschen. Dargereicht werden die „Schmankerln“ von Alex Binder's tiefer volltönender Stimme. Diese kriecht schon bei „Ars Moriendi“ unter die Haut und beißt sich dort regelrecht fest. Die kräftigen Vocals sind der perfekte Überbau zum saftigen Sound, der Dryland auszeichnet. Um's auf den Punkt zu bringen, „Gothic Tales“ hat alles, was der gemeine Goth-Rocker zum (Über-)Leben braucht und ist somit einfach mal wieder ein solides Stück „Hausmannskost“ unter der ganzen überkandidelten „Nouvelle Cuisine“, die z.Zt. den Markt überschwemmt.