'Mykraverk' hallt bis heute düster durch meine Hallen - das zweite Album rituellen Ambients der schwedischen Musikerin Disa, die Informationen zu sich und ihrem Schaffen nur homöopathisch preisgibt, war ein deutlicher Höhepunkt 2011. Umso erstaunter stellte ich vor kurzen fest, dass Album Nummer 4 nun herausgebracht wurde.... Drittwerk 'Móðuharðindin' habe ich wohl verpasst. Ärgerlich.... aber nachholbar. Zunächst lockt aber das aktuelle 'Isavetur' spröde gezeichnet auf Schlangenpfade in seine unheilvolle Höhle und gerne bin ich bereit, mich erneut auf Draugurinn einzulassen. Wieder wird das Geschehen von karger Monotonie beherrscht. Wieder werden melodieferne Klanglandschaften über Minuten hinweg mantraartig wiederholt. Wieder sind es Schreie, Raunen und wie in Trance entstandene Gesänge die zusammen mit wunderbar natürlichen klingenden Percussion die Stimmung eines schamanistischen Rituales zeichnen. Doch scheint mir dieses Ritual, wenn auch genauso undeutlich und -wirklich wie 'Mykraverk', nicht ganz so finster. Knochenrasseln und Gesänge ordne ich noch viel deutlicher einem Urfolk zu. Und (um den ersten und größten Dämpfer im Vergleich zu benennen) die Klangcollagen werden leider zum Teil sehr deutlich aus der Dose bezaubert und hemmen mit ihrem künstlichen Sound den authentischen Eindruck. Der zweite Kritikpunkt betrifft das Gesamtwerk: anders als 'Mykraverk', das sich dem Hörer als ein einziges Ritual präsentierte, in dem die Stücke schlüssig eine fortlaufende Geschichte erzählten, scheint 'Isavetur' eher eine Zusammenstellung für sich stehender Einzelbeiträge. Dadurch erreicht das Album nicht die Intensität der VorVorgängers. Disa zaubert erneut mit ihrem Projekt Draugurinn einen lohnenden Beitrag für die vergleichsweise kleine Fangemeinde dieser Tonkunst. Doch es ging schon einmal besser. Komplettisten können aber bedenkenlos zugreifen!