Eine Double Feature EP mit 15 Songs? Zugegeben auf den ersten Blick kann dies leicht verwundern, besonders wenn man bedenkt, dass in naher Zukunft der nächste Longplayer die Ladenregale füllen wird. Aber sei es drum, nach 3 Jahren der relativen Ruhe um die mittlerweile zum Trio zusammengeschrumpften Italiener Synth Rocker dürfen sie auch schon mal doppelt ausholen. Der Blick auf das Cover von Criminal Intents / Morning Star ist wie immer Dope Stars Inc. – typisch durchgestylt. Ein Blick auf die Tracklist eröffnet den Einblick in 4 brandneue Tracks und 11 Remixe bereits bekannter Songs der beiden Vorgänger Alben. Aha, dann also rein mit der Scheibe! Der Opener „Criminal Intents“ entfacht zugleich den DSI gewohnten Marsch aus explodierenden Beats, aufröhrenden Gitarren, rhythmischer Electronica und einer rotzigen Prise Future Rock/Pop neben den klassischen Ohs und Ahs, die unweigerlich Mitgrölstimmung aufkommen lassen. Auch der folgende Track „Digital Warriors“ verweilt in gewohnten hart-elektronisch-rockigen Zügen mit aggressiven vocals von Seiten Victor Loves und verspielten Synthies. Verglichen mit den Platten „Neuromance“ und „Gigahearts“ fällt also auf, dass man von großen Erneuerungen oder Stilveränderungen nicht sprechen kann – was an dieser Stelle aber auch nichts Negatives bedeuten soll. Was zieht, das zieht auch beim dritten Mal und manch einer hat sich schon um Kopf und Kragen experimentiert. So weit, so gut. „Morning Star“ trotzt nun etwas sanfter mit eher melodischen vocals und gothicähnlichen, sehnsuchtsvollen Elementen. Ein perfekter Song um sich in liebreizender Einsamkeit den Sonnenaufgang unter die Haut gehen zu lassen und dennoch absolute Clubtauglichkeit besitzt, bevor „Nothing Is Left“ wieder brutal und energisch auf die Bretter geht und alles parallel Existierendem seine Daseinberechtigung entzieht – der wohl aggressivste Song auf dem kleinen Silberling. Beide Daumen hoch, der Stern auf meinem Pulli fängt zu pulsieren an! Doch nun ist auch Schluss mit erfrischender Erneuerung und dem Vorgeschmack auf das neue Album. Jetzt werden die Remixe rausgekramt – ich bin gespannt. Die sehr elektronische und übersteuerte Version von „Lost“, die von KMFDM geboten wird, reißt mich schon mal absolut nicht vom Hocker und klaut dem Original jegliches Gefühl und Sensibilität. Die Version von Lovecrave ist dagegen einfach nur 10 Nummern zu lasch, sodass auch das niedliche Gitarrensolo von La Nuit nichts mehr retten kann. „Can You Imagine“ bewegt sich bei dem Remix von Gothminister in ganz neuen Gefilden. Die ursprünglich warme Ballade wird mit undefinierbaren Gesängen gänzlich seiner Schönheit beraubt und auf Clubtauglichkeit und gefüllte Tanzflächen ausgeschlachtet. Bei mir weckt es leider nur das Bedürfnis mit rotem Käppchen in den finsteren Wald zu rennen und auf den bösen Wolf zu warten. Dagegen bereitet mir „Can You Imagine“ in den Händen von Violent Diva Schüttelfrost. Doch umso mehr führen meine Ohren ihren Freudentanz auf, als ein an einen einsamen Seemann erinnerndes Akkordeon, schwermütiger Bass und die klagende wohltuende Stimme von Spiritual Front Sänger Simone mich gefangen nimmt. Mit meilenweitem Abstand der beste und wohl sinnvollste Remix der Scheibe, der die Persönlichkeit des Songs nicht besser hätte einfangen können. Doch Vorsicht – Depressionsgefahr! Das sonst so rockende „Braindamage“ wird ebenfalls bis zur schmerzenden Unkenntlichkeit verformt und kann eigentlich nur weggedrückt werden. Mit „Jasmine And Rose“, als einzige externe Coverversion, haben sich Dope Stars Inc. an einen ganz besonderen Leckerbissen herangetraut. Doch mit der Kombination aus romantischer Clan Of Xymox Elektronik und dem eigenen Touch der Jungs, ist dieser Versuch ohne Zweifel gelungen und wird so zum glänzenden Highlight. Fazit: Der Besitz der 4 neuen Songs stellt für Fans ein absolutes Muss dar. Ebenso ist für alle, die gerne mit powerndem Synth Rock liebäugeln, Criminal Intents / Morning Star ein durchaus empfehlenswertes Exemplar. Abseits dessen sollte man sich dennoch fragen, ob es wirklich Not tut, sich 11 Verformungen von Songs anzuschaffen, deren großartige Original-Versionen man ohnehin bereits besitzt.