Als Fan der ersten Stunde der italienischen Formation Dope Stars Inc. musste ich zugegebenermaßen nach dem ersten Hören der Scheibe, des nunmehr dritten Studioalbums der Jungs, erst einmal ziemlich schlucken. Denn, neben der internen Bandveränderung und der optischen Neugestaltung hat auch ihr musikalischer Style einige Gratwanderungen durchmachen dürfen. So erleben wir die smarten Jungs, die vielen Kritikern bis zu dieser Scheibe keine Beachtung wert waren, ungewohnt elektronisiert, industrialisiert und mit frischem synthetischen Wind. Bereits der Opener stellt einen direkten Sprung in eiskalte, wütend zugekleisterte Cyber-Elektronik dar, der für eingesottene Fans wahrlich schreckhaft sein kann. Während auf den beiden Vorgängern Neuromance und Gigahearts hemmungslos Gothic mit Rock und Metal, EBM mit einem kleinen bisschen Punk, Harte E-Gitarren mit Electro-Samples und Romantik mit Dampfwalze kombiniert wurde, wird in diesem Werk eiskalt auf Cyber und Industrial heruntergefahren. Während „Omegadrones“ sehe ich mich plötzlich inmitten einer Cyberparty mit Kunsthaar und Neonstrapsen, wo Gitarre und Bass heute mal an den Nagel gehängt werden. Doch zum Glück wird ein Großteil der folgenden Tracks trotz gewaltigem Elektrozusatz wieder ordentlich gerockt, sodass „It’s Today“, „Digital Warriors“ oder „Criminal Intents“, die hier nur als Beispiel genannt werden sollen, mit ihrem fesselnd inbrünstigen und immer noch rockigem Charakter die Tanzfläche sicher zum Kochen bringen werden – auch bei Fans des so genannten Elektro Metals, dessen Anhänger sich bisher schwer dabei taten, diese Truppe in selbe Kategorie wie The Kovenant oder Pain zu drücken. Zugegebenermaßen hat das Trio mit 21st Century Slave ihrem Synth Rock Profil einen ganz eigensinnigen und erkennbaren Schliff gegeben. Schnell, laut und krachend mit explosiven Geschwindigkeitsausbrüchen sind die Songs zwar teilweise ziemlich einfach gestrickt, sorgen aber nicht für hektische und nervöse Zusammenbrüche wie zu Beginn befürchtet. Neben dem bei „When I See You Smile“ ziemlich nach hinten vergangenen Versuch eines Liebesliedes (was auch bei keinem Dope Stars Inc. Album fehlen darf), welches klebrig und knatschig wie Kaugummi leider nur für Schüttelfrost sorgt, ist der letzte Track „It’s For You“ der uneingeschränkte Höhepunkt des Albums. Dieser balladeske Schmusesong veranschaulicht neben der bisherigen Stilveränderung, dass die Jungs ihre Bandbreite wohl ordentlich vergrößert haben. Mit Akustikgitarren und frischen Pianoklängen, ganz ohne harte Synthies, gibt dieses süße Vokalstück dem Album eine zusätzliche spritzige Note. Dope Stars Inc. haben somit einen ordentlichen Sprung in ihrer musikalischen Entwicklung hingelegt, der sich höchstwahrscheinlich auszeichnen wird.