Es sind schon eigenwillige Zeiten, das Jahr ist noch jung und die meisten sitzen nun recht oft daheim (wenn es der Job und die Vernunft zulassen) und harren der Dinge, die da kommen mögen. Ich wünsche uns allen, dass wir heil durch diese Zeit kommen.

Dool kehren mit 'Summerland' sehr positiv klingend zurück – wenig überraschend nachdem der flotte Fünfer aus Rotterdam mit dem Debüt 'Here now, there then' vor 3 Jahren weite Teile der Presse überzeugen und eine wachsende Hörerschaft begeistern konnte. Auch live erspielte man sich unter anderem aufgrund der großen Bühnenerfahrung, die die Musiker aus älteren Projekten mit in die Band gebracht hatten, schnell einige Herzen. Jedoch, ansich wäre ich der Falsche für eine Kritik des Zweitwerkes, da mir zum einen die bisherigen Veröffentlichungen herzlich wenig gefielen und ich mich auch in rockigen Gefilden selten wirklich wohl fühle, aber man sollte nie nie sagen und 'Summerland' machte mir überraschend viel Spaß.

Der Albumtitel passt nicht nur zum sich so langsam einstellenden schönen Wetter, es ist auch angenehm, in diesen krisengeschüttelten Zeit, in der schwermütige oder fatalistische Gedanken nicht selten sind, eine Band zu erleben, die sich mit etwas Schönem beschäftigen will: Wie sähe der Ort aus, an dem man sich wohl fühlt, oder wie soll das ideale Jenseits für einen sein? Und so schuf man die Texte für ein entspanntes, vielschichtiges und angenehmes musikalisches Fundament, das ganz tief im Rock verwurzelt ist. Etwas Dark, vielleicht Goth, wenig Doom und sicherlich Post – was auch immer man vor den Rock setzen will, Dool schufen ein Album, dass zu keinem Zeitpunkt innovativ oder herausfordernd verkopft ist, das sich aber gleichzeitig auch nicht anbiedert. Die Songs sind wenig geradlinig, leben nicht allein von einprägsamen Refrains sondern von einem angenehmen Kopfkino, dass sich fast automatisch einstellt, wenn man mit Zeit und Ruhe lauscht. Alle Elemente sind stimmig zusammengesetzt und produziert, Ryanne van Dorsts Stimme pendelt genau wie die Gitarren geschickt zwischen den einzelnen Elementen im Sound von Dool, schafft auch mit Bravour die Ausflüge in härtere Gefilde und muss vor allem nicht gefallen – sie singt, röhrt, flüstert und schmachtet mit Leidenschaft ohne besonders einzigartig oder damenhaft zu wirken.

Vor allem die erste Albumhälfte und "Be your sins" konnten mich emotional mitnehmen, all diejenigen, die sich schneller im Sound der Band wiederfinden werden sicherlich auch bei späteren Tracks Perlen entdecken. Insgesamt eine feine Sache und für den beginnenden Sommer und gegen die schlechten Corona-Gedanken das ideale Album. Reinhorchen!

 

Dool

Summerland

 

10.04.2020

prophecy productions

 

https://dool-nl.bandcamp.com/album/summerland

 

01. Sulphur & Starlight
02. Wolf Moon
03. God Particle
04. Summerland
05. A Glass Forest
06. The Well’s Run Dry
07. Ode To The Future
08. Be Your Sins
09. Dust & Shadow