Ich bin wirklich kein abergläubischer Mensch, aber denoch zuallererst eine kleine Warnung – dieses Album sorgte bei mir für mehr als nur akustische Beklemmung. Aber bevor die Männer mit den weißen Jacken kommen schreibe ich erst die Kritik und dann mein Erlebnis. Mit einer Geburt und Lügen beginnt "Wandering in eternal city". Das Debut des Solo-Projektes Dolorism wird in 75 düsteren Minuten Momente finsterster Abgründe erschaffen, die seelige Zeiten im Maschinenzimmer 214 und mit Melek-Tha in Erinnerung rufen. Und so begeben wir uns also in die Eternal City irgendwo in Frankreich und lauschen den Soundtrack der Maschinen und den letzten Resten menschlicher Präsenz.

Inspiriert durch das RPG Kult, die Welt von Silent Hill und der Literatur von Clive Barker erklingt diese Welt kalt und lebensfeindlich. Bereits "the veil" verschreckt zutiefst. Rauschen, elektronisches Flimmern, monotone Schläge und vereinzeltes Klicken – die Maschinen arbeiten auch ohne den Menschen stoisch vor sich hin. Doch vereinzelt hört man sie doch: menschliche Laute, Sprachfetzen, so deplaziert und schwach. Im folgenden "executioners march" findet sich der Hörer in einer Industrieanlage, Ketten rasseln, Geräte surren, es zischt und dröhnt. Immer weiter geht die Reise durch immer andere und denoch gleichförmig karge Kulissen.

"No man's land" gibt zum ersten Mal eine Melodie preis. Das neoklassisch angehauchte Stück, die Geräusche fast wie von Fliegerbomben erzeugt und die monotonen Schläge – all dies verborgen hinter einen Rausch-Schleier: Hier klingen Dolorism zum ersten Mal nach dem Bild, das das Cover der lädierten Steinfigur hätte vermuten lassen. Doch der Musikbereich episch martieller Klangkunst in der Tradition von Triarii wird nur am Rande tuschiert, denn "Hellblock 2" versört den versöhnten Hörer umgehend wieder. Dolorism spielt mit diesem Brocken düsterer Tonkunst sofort mit den Großen mit. Absolut empfehlenswert und sicherlich nicht bald im CD-Regal verschwunden...

Aber Vorsicht, denn um den Faden des Anfangs wieder aufzugreifen: Nicht nur die Musik ist düster und beunruhigend, nein, auch ihre Wirkung: bereits dreimal hat mein Rechner beim Abspielen der Dateien verrückt gespielt. Die Klänge werden urplötzlich immer lauter und erklingen auch nach dem Beenden aller Programme. Versuche ich, das System neuzustarten gelingt dies, Dolorism erschallt aber unvermindert weiter. Erst mit der Entnahme des Akkus hat das Spiel ein Ende... und das ist mir bisher bei keinem anderen Album passiert. Diese Maschinen, ich sag es euch.