Division Kent ordneten sich mit ihrem ersten Album ‚Monsterproof’ in kein fein bestimmtes Genre ein, sondern vertrauten darauf mit verschiedensten elektronischen Facetten eine Hörerschaft zu gewinnen und soweit zu bezirzen, dass ein zweiten Album möglich wird. Dies ist mit ‚Gravity’ bereits vor anderthalb Jahren passiert. Nun wird dieses zweite Album mit einer Bonus-CD voller Remixes wieder veröffentlicht. Da ‚Gravity’ bisher beim Medienkonverter seltsamerweise noch nicht seinen Platz gefunden hat, folgt eine Besprechung beider CDs. Was mich sofort neugierig macht ist die Information dass Gareth Jones für einen Teil der Produktion verantwortlich war. Denn wo dieser seine Finger im Spiel hat, kann man von interessantem, innovativem, dem jeweiligen Künstler angepassten Sound ausgehen. Nicht nur Depeche Mode und Erasure wissen das, sondern bspw. auch Maximilian Hecker, dessen zweites Album ‚Rose’ durch diesen Herren ebenfalls zum Klassiker im musikalischen Blumenbeet veredelt wurde. ‚Gravity’ ist wieder abwechslungsreich geraten, allerdings dem Empfinden nach ein wenig ruhiger und weniger direkt. Elektronik wird noch immer stilprägend eingesetzt, allerdings gewinnt die Gitarre bei diesem Album die Oberhand. Mal klingt das nach The House of Love wie in ‚She’s Going Places’, dann wiederum kommt ein geschmeidiges Wave-Feeling wie in ‚No Kryptonite’ auf. Das mit französischen Gesamg dargebotene ‚L’heure bleu’ weiß dabei genauso zu überzeugen wie das Shriekback Cover ‚The Big Hush’, das Cave/Minogue angehaucht in so manchem Road-Movie die richtige Untermalung für blutig-tragische Wendungen in der Story dienen könnte. Das Lob, das dem Original-Album gebührt, schafft es dann leider nicht, sich auf das Remix-Album fortzusetzen. Seelenraub ist vielleicht das richtige Wort um darzustellen, was hier mit den Songs passiert. Umso trauriger, da Remixes für mich im Gegensatz zu vielen anderen Menschen einen echten Mehrwert darstellen. Glücklicherweise gibt es zwei, drei positive Ausnahmen, die an dieser Stelle explizit erwähnt werden sollen: Der Melnyk Remix von ‚In the Headlights’ mit seinen Jarre-esquen Elementen belässt den Song in seinen Grundstrukturen, wirft die Gitarren raus und zaubert so eine ganz neue Atmosphäre die überzeugt. Weiterhin gut gelungen der housig-entspannte Keenhouse Remix von ‚L’heure bleu’, der die französischen Vocals richtig zur Geltung bringt ähnlich wie auch ‚The Year of Magical Thinking’ im Peace Fire Remix relaxed ausgerichtet wird. Alles andere erscheint in weiten Teilen unfertig und imitiert teilweise schlecht die großen Künstler des French House. Gefällig zu hören ohne dabei in starre oder glatte Strukturen zu verfallen zeigt ‚Gravity’ auf, dass es sich bei Division Kent um musikalisch gefestigte Menschen jenseits der Trendhascherei handelt. Aus dem Remix-Album hingegen hätte man um Längen mehr machen können und das ist sehr schade! Wer die CD sowieso schon besitzt, braucht sich bzgl. der extended Edition also ganz bestimmt nicht vom Sofa bewegen. Insofern ist die Wertung wie folgt zu lesen: 5 Punkte für das ursprüngliche Album (doppelt gewichtet) mit 2 Punkten für die als Bonus zu sehenden Mixes ergibt eine Wertung von insgesamt 4 Punkten.