..und, habt Ihr sie schon? Anfang April meldete sich das ehemalige Wave-Pop-Trio nach einer langen Pause zurück. Inzwischen haben Diorama zum Quartett aufgestockt und werden durch das musikalische Können von Sasch Fiddler unterstützt. Der Release-Termin des Albums war, ob der momentanen Tour mit Soman und VNV Nation um eine Woche vorverlegt worden – leider änderte das nichts daran, dass mir die Scheibe erst seit kurzem vorliegt. Aber so kann ich jetzt gleich noch CD- und Live- Qualitäten für Euch vergleichen. Zunächst zum Album, das den Namen Amaroid trägt – Diorama rückwärts und mit dem Song „Logic Friends“ die Reise zu siebzig Minuten Musikgenuss eröffnet. Mit dem zweiten Track „The Girls“ gehen Diorama einen eher untypisch-harten Weg, der mit eingängigem Beat und Text zu überzeugen weiß. Der Song vermittelt einen aggressiv – bedrohlichen Unterton, der sich nach 1:30 Spielzeit im Refrain entfesselt. Vor allem Live ein großartiges Stück, dass noch um einiges wuchtiger und voller wirkt, nicht zuletzt durch den Einsatz der Live-Gitarre. „Dear Brother“ und „Helmets down“ haben noch am ehesten Versatzstücke aus dem bereits veröffentlichten Repertoire. Nach den eher zarten Tönen, die mit den Arrangements, den Melodienfolgen und der intensiven Stimme Torben Wendts zu überzeugen wissen, folgt „Friends we used to know“. Schon die ersten Takte des Songs bannten mich. Ebenfalls im Midtempobereich entpuppen sich die Freunde als ein sehr intensiv-atmosphärischer Song. Überrascht wird der Hörer, vor allem beim Refrain, von den Gitarrenlinien, die die stringente Linie des Songs durchbrechen. Auch auf diesem Album taucht mit „Unzerstört“ ein deutschsprachiger Text auf. Hier genügen bereits 3:42 – eines der kürzeren Stücke – um eine unglaublich dichte Atmosphäre und ein sehr melancholisches Gefühl zu erzeugen. Hingegen können „Prozac Junkies“ oder auch „Champagne for all“ durch ihre Leichtigkeit bestechen. Diese wiederum steht reversiv zu Texten wie „no control no reservation auto-pilots by themselves the invisible enemy“ oder auch „these drops are killing me how come they taste so sweet“ und verstärkt so die Gesamtaussage. Mit „Two boats“ endet das über 70 Minuten lange Album – viel zu früh. Die weiblichen Vocals bei diesem Track sind übrigens rückwärts gespielt. Wenn jemand herausfindet, was gesungen wird, möge er es mir bitte mitteilen! Wenn ich an den ersten Augenblick dieser Platte in meinem Player zurückdenke, dann weiß ich genau, dass ich mich schon beim ersten Takt verliebt hatte. Für mich ist Amaroid eine optimale Mischung und besticht zum einen durch einzigartige Melodien - da hat sich die Arbeit in fünf Tonstudios wohl gelohnt, zum anderen die Texte, die berühren, nachdenklich, freudig, melancholisch,... stimmen können. Die 13 Songs bilden zwar ein Album, aber jeder Track für sich eröffnet ein kleines Universum. Allerdings muss ich zugeben, dass ich beim Line-up der „Matter and Form“ Tour doch eher skeptisch war, was Diorama und VNV Nation zusammen, an einem Abend, nacheinander angeht. Genauere und differenzierte Konzertberichte werdet ihr auf unserer Seite ja noch zu lesen bekommen, und da will ich auch gar nichts vorwegnehmen. Aber natürlich habe ich mich gefragt, wie die Musik, die mich nun auf CD gebannt so sehr berührt und so vielschichtig ist, wohl live zu erleben sei, welche Stimmung sie erzeugen würde: und ich war und bin begeistert. Songs wie „Logic Friends“, „The girls“ oder auch „Someone dies“ sind live ein echter Ohren- und Augenschmaus und passen sehr gut zu den ausgewählten Stücken der anderen Alben. Welch Überraschung also, dass ich alle Sterne, die ich habe, verteile, und da ich in diesem Jahr noch keine Kaufempfehlung gegeben habe, möchte ich dies jetzt unbedingt nachholen! ;-) Vermutlich kann ich das im Herbst noch mal tun, da sich Diorama bereits in der Produktionsphase für ein Remix-Album mit neuaufgelegten Diorama-Klassikern, bisher unveröffentlichtem material, B-Seiten und Bonus-Stücken befinden. Das Album soll voraussichtlich im Oktober 05 erscheinen. Ich bin gespannt!