Jede Generation hat wohl so ihre eigenen Idole und besonders die in der Jugend prägen bekannterweise besonders stark. Und so erinnere ich mich daran, dass das für meinen Freundeskreis und mich damals unter anderem die Ärzte waren und dass dies insbesondere mit der hier besprochenen Platte zu begründen ist. Ja genau, damals noch als Schallplatte – das sind die Tonträger im 12“ Format. Woran kann’s gelegen haben? An der abwechslungsreichen Musik, der Präsenz der drei Doktoren oder den rotzfrechen und zugleich lustigen Texten inklusive Mitsing-Faktor? Wohl von allem ein wenig. Sicher, im Laufe der Zeit hat sich die Genialität der Ärzte ein wenig abgenutzt und die Viva-tauglichen Songs gefallen nur noch bedingt. ‚Debil’ macht das jedoch keinen Deut schlechter und somit ist das Album so eine ‚Generation-Golf’-Platte auf die sich (fast) alle einigen können. Aus Debil wurde Devil, sonst hat sich jedoch nichts geändert, besonders nicht an der Schlagkräftigkeit dieses Albums. Texte, die damals noch dazu führten, dass die Platte drei Jahre nach Erscheinen (!) auf den Index gesetzt wurde, interessieren die Wächter der Moral heute zum Glück einen Scheiß, da selbst sie begriffen haben, dass das ja wirklich alles nur Spaß war! Und so kommt es, dass das Schlaflied und Claudias Schäferhund jetzt auch an die Ohren Minderjähriger dringen dürfen; kein Wunder, denn schlimmer als das was in den Vorabendserien gezeigt wird, kann das auch nicht sein... Im Gegenteil: man muss anerkennen, dass diese Platte auf das Leben vorbereitet, denn wo haben wir letztendlich gelernt, dass das Böse immer siegt, Frauen in roten Miniröcken mit dem Wechselgeld bescheißen oder dass BMW-Fahrer von den Damen letztlich doch dem ökologisch wertvollen Fahrradfahrer vorgezogen werden! Und als ob man mit der Wiederauflage des Original-Album auf CD im schicken Pappschuber mit 24-seitigem Booklet (inklusive sozialethischer Betrachtung der Songs) noch nicht zufrieden sein könnte, haben die Ärzte noch mal im Archiv gekramt und die CD mit reichlich Bonus-Material aufgemotzt. Neben Klassikern wie ‚Teenager-Liebe’ und ‚Grace Kelly’ kommen so auch Schmankerl wie die Tape-Version von ‚Claudia’ oder die Original-Version des ‚Ärzte-Themes’ zum Vorschein. Gerne hätte ich noch den ‚lustigen Astronauten’ als Bonus gesehen, aber man kann ja nicht alles haben... Was bleibt mir also anderes übrig als sentimentale (aber berechtigte) sechs Punkte zu vergeben für ein Album, das 2005 den selben Charme versprüht wie vor e.i.n.u.n.d.z.w.a.n.z.i.g. Jahren, und gleichzeitig heranwachsende Menschen zu bedauern, die sich heutzutage mit Bands wie ‚Tokio Hotel’ identifizieren müssen...