Endlich! Mit diesem Wort begann meine Kritik zur „Als wären wir für immer“ Maxi aus Dezember 2010. Seitdem warte ich nun auf ein neues Album der Krupps – dem ersten in diesem Jahrtausend, wie ich dann doch etwas überrascht in der Presseinfo lesen konnte. Wobei die Hoffnung zu schwinden drohte, als eine zeitlang Funkstille herrschte, dann Jürgen Engler davon sprach, nur noch EPs veröffentlichen zu wollen usw. Aber spätestens seit der Single „Risikofaktor“ war ich wieder guten Mutes.
Und nun ist es soweit – „Die Maschinisten der Freude“ sind zurück. Freimütig hat Jürgen Engler zuletzt erklärt, dass dieses Album für seine Anhänger gemacht ist. Und am aktuellen Haarschnitt des Frontmanns und der Tatsache, dass Die Krupps 2013 als Trio antreten, kann man schon ablesen für welche Fans „The Machinists Of Joy“ gedacht ist. Textlich arbeitet sich der Wahl-Texaner einmal mehr durch Stahl, Schweiß und das Ruhrgebiet – zeitlich passend zu den aktuellen Turbulenzen um den traditionsreichen Stahlkonzern ThyssenKrupp. Musikalisch dominieren Elektronik und Stahlpercussions, die Gitarrenklänge von Marcel Zürcher sind bei einigen Songs nur bei genauem Hinhören zu erkennen. Als wäre es das Einfachste auf der Welt, liefern Die Krupps dabei keine Oldschool-Ware von der Stange, sondern erschaffen einen eigenen und dabei typischen Sound.
Besonders gut gefallen mir die ruhigeren, durchaus wieder leicht pathetischen Songs „Im Schatten der Ringe“, „Eiskalter Engel“ oder besonders „Essenbeck“ (es handelt sich hier nicht um einen Stadtteil der Ruhrmetropole) mit seinem herrlichen Basslauf. Und das, obwohl „Fatherland“ nicht unbedingt zu meinen Top-Favoriten gehört. Der Opener „Ein Blick zurück im Zorn“ spannt eine schöne Brücke zu den frühen Neunzigern, auch das intensive „Risikofaktor“ erinnert an das großartige Album „I“. Damals mit Gastauftritten von Accuser und Dive – was für eine Mischung. Die satten Bässe des Titelsongs oder bei „Schmutzfabrik“ dürften demnächst die Oldschool-Faaktion ordentlich ins Schwitzen bringen. Verstärkten Gitarreneinsatz gibt es auch, etwa bei dem getragenen „Robo Sapiens“ oder „Nocebo“. Als Bonus liegen mir die Coverversion „Industriemädchen“ (im Original von SYPH und sehr erfolgreich in den DAC) vor und „Nazis auf Speed“. Einem Song der insbesondere in Amerika sicher sehr gut ankommen wird, auch bei Rammstein Fans. Klar ist damit auch, dass das an Lou Reed erinnernde Cover musikalisch nichts zu bedeuten hat.
Nach den ersten Durchläufen habe ich die Gitarren teilweise schon vermisst, aber mittlerweile bin ich mehr als angetan von „The Machinist Of Joy“. Engler, Dörper und Zürcher haben ein starkes Album ohne Ausfälle geschaffen und es wird Zeit für den Live-Einsatz der neuen Songs. Im Februar gehören Die Krupps zu den Headlinern beim e-tropolis Festival in Oberhausen. Zuletzt sein noch erwähnt, dass es verschiedene Varianten von „The Machinists Of Joy“ geben wird, teilweise mit Bonusmaterial, dass mir nicht vorliegt. Natürlich gibt es immer etwas zu optimieren, aber Hand aufs Herz – der gemeine Electro-Metal Fan (oder wie auch immer man das Genre nennen möchte) ist doch im Himmel. Wenn jemand vor sagen wir fünf Jahren behauptet hätte, dass ich 2013 neue und tolle (und teilweise sehr elektronische) Alben von Nine Inch Nails, Die Krupps, Ministry, Rob Zombie und KMFDM in den Händen halten würde, hätte ich ihn/sie für verrückt erklärt. Da fehlt jetzt nur noch frisches Blut!