Die Form - Noir Magnetique

Die Form kommen nicht zur Ruhe. Unersättlich scheinen Philippe Fichot und Eliane P. in ihrem Schaffen, das sich, wie wir alle wissen, nicht nur auf klanglicher, sondern ebenso auf visueller Ebene abspielt. Dabei stehen Die Form wie kaum ein anderes Projekt im Schnittpunkt aus brennender Leidenschaft und kühler Elektronik. Lassen wir uns nun also vom aktuellsten Output „Noir Magnetique“ hineinziehen in das „magnetische Schwarz“. Experimentelle Eingängigkeit oder eingängige Experimente sind auch hier der berühmte rote Faden. So beginnt die Scheibe mit dem überraschend geradlinigen „Voltaic Control System“, das mit seinen deutlichen Synthpop-Einflüssen und Eliane's glockenhellem Gesang ideal als „Ear-catcher“ geeignet ist. Die rhythmusbetonte und für Die-Form-Verhältnisse ziemlich poppige Linie wird zunächst weitergeführt, bevor ein wuchtiger EBM-Brocken losstürmt. Bei „Nocturnal Emotions“ übernimmt Philippe Fichot das Mikrophon und schleudert seine dunkel-verzerrten Emotionen zu stampfenden Beats auf den Hörer. Das genaue Gegenteil folgt unmittelbar danach. Leise und bedächtig singt Eliane P. von „Tristesse“, dezent begleitet von Synthesizer und Cello. Das abschließende „Vox Angelica“ präsentiert sich sogar noch entrückter durch das (neo-)klassische Arrangement, welches neben Eliane's Stimme hauptsächlich auf Streichern basiert. Doch Die Form können auch ganz anders, zum Beispiel bei „Inferno“, wo sich Fichot auf seiner industriellen Spielwiese austobt. Da treffen düstere Flächen auf metallische, helle Schläge, Eliane's textlose Gesangssplitter reiben sich an Philippe's verfremdetem Flüstern und über allem liegt diese typische Schwere, die sich, wenngleich in geordneteren Bahnen, bei „Her(t)z Frequenz“ und „Double Life“ fortsetzt. Die Form beweisen mit „Noir Magnetique“ wieder einmal, daß sie den Spagat zwischen, ja, ich wiederhole mich, Experiment und Eingängigkeit immer noch spielend beherrschen. Obwohl sich dieses Mal eher die tanzflächentauglichen Titel in den Vordergrund geschoben haben, ist das Duo nach wie vor weit davon entfernt, leicht konsumierbare Clubmusik zu produzieren. Genauso wenig versteigen sich die Franzosen aber in nicht mehr nachvollziehbare oder gar unhörbare Sphären. Dafür liebt man sie seit über 30 Jahren und wird sie sicherlich auch in weiteren 30 Jahren lieben. Hoffen wir, daß Philippe Fichot und Eliane P. niemals satt werden. Wer im Übrigen die sperrigen Werke Die Form's mag, der sollte sich die limitierte Box sichern, denn neben dem etwas zahmeren „Kobol“ auf der beiliegenden 7' Vinyl-Single dürfte vor allem die B-Seite die Herzen aller Avantgarde-Liebhaber höher schlagen lassen. Dazu der Blick auf Fichot's edle Hochglanz-Fotos im großformatigen Booklet (die allerdings größtenteils denen im Standard-Beileger entsprechen) – na, da geht doch was...

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