Das Einmann-Projekt Detritus gehört zur großen Familie der Labels Ad Noiseam, Hymen, Ant-Zen oder Hands. Und wie viele dieser Familienmitglieder macht es sich David Dando-Moore nicht einfach. Die rein instrumentale Musik wird nur sehr selten mit Sprachsamples angereichert und dann nicht mit solchen, die plakativ sind oder einen Wiedererkennungseffekt erzielen. Da passt ein Bandname, den man durchaus für einen Fantasiebegriff halten könnte, der aber im Bereich der Medizin zellulären Zerfallsprodukten einen Namen gibt, die zum Beispiel während/nach einer Geburt entstehen. Vielleicht eine Überinterpretation, aber für mich passt es zur grundsätzlich kühlen, gesangslosen Musik, die es aber immer wieder schafft Wärme zu vermitteln. Mit „Left Behind“ geht es mehr als vielversprechend los. Anfangs dominiert ein schleppender Beat, der gepaart mit sanften Pianoklänge entspannend daherkommt, nur um später unterstützt durch Gitarrensounds quasi zu explodieren. Dieses Spannungsfeld funktioniert wunderbar. Mit dem Einsatz von Gitarrensamples wird auf „Things Gone Wrong“ mehrfach gearbeitet, auf dem Vorgängeralbum „Fractured“, war es eher die Ausnahme. „Haunted“ etwa ertönt nach dem gleichen Schema. „Entropy“ im Anschluss geht sogar noch einen Schritt weiter Richtung Rocksong, auch wenn Detritus weiter Lichtjahre davon entfernt sind einer Rockband ähnlich zu sein. Daran ändert auch Davids Vergangenheit in der Doom Metal Band Eterne (bisher) nichts. Auch sonst sind deutliche Veränderungen im Sound auszumachen. Er ist klarer und die überwiegend kurzen Songs ähneln sich von der Machart mehr als die auf den Vorgängerscheiben. Dadurch erkenne ich die Stücke vom vierten Detritus-Album sofort wieder. Darunter hat die Abwechslung doch ein Stück weit gelitten. Ganz verloren gegangen ist sie nicht. Das ruhige, tragische „Field Of Dead Leaves“ ist spannender Ambient und neben dem Opener und „Drift“ mein Favorit. „Bookburner“ kommt schon fast fröhlich daher, wobei die an eine schräge Orgel erinnernde Melodie dafür sorgt, dass nicht zuviel Popappeal aufkommt. Den Abschluss bilden zwei Remixe, die Interpretation von „Haunted“ durch Niveau Zero addiert zur Melange aus IDM, Industrial, Drum´n´Bass oder Breakbeats noch eine Prise Dubstep. „Things Gone Wrong“ ist die perfekte Hintergrundmusik für konzentriertes Arbeiten oder intensive Gespräche. In diesem Lob steckt aber auch direkt ein Stück Kritik. Um sich das neue Detrius–Werk am Stück konzentriert anzuhören fehlt aus meiner Sicht wie angesprochen ein wenig die Abwechslung. Aber auch wenn Detritus mit dem neuen Album eingängiger geworden ist, seine Einzigartigkeit im Sound hat David noch ausgebaut. Gut fünfzig Minuten langes Kopfkino, das trotz kleiner Schwächen („Details“) überzeugt.