Bisweilen scheint einfach alles irgendwie zu passen... die letzten gelben Blätter des sich langsam verabschiedenden Herbstes, die in der eisigen Kälte starr an verdorrten Ästen angefroren scheinen... die klare, rauchige Luft, der Geruch von Schnee und Winter... ein hoher, endlos weit scheinender Sternenhimmel, unter dem restlos alles nur winzig klein und bedeutungslos scheint... die dichte Dunkelheit einer weiteren, noch jungen Winternacht, in der weit mehr Leben zu wohnen scheint, als der erste unscharfe Blick vermuten läßt... und "Origin", der zweite Longplayer von David Dando-Moore aka DETRITUS, das dunkle, fast schon organische Cover-Artwork, eine Welt aus Gras, Blumen, Erde, Leben inmitten eines allgegenwärtigen und doch seltsam strukturiert wirkenden Chaos. Wieder einmal also ein erster Eindruck, der die Erwartungshaltungen an die Musik schon in ungeahnte Höhen schraubt, noch bevor der erste Ton die Boxen verlassen hat... Dann erklingt "Paper Cut", erfüllt den Raum mit Klängen, bündelt die Stimmungen der Musik und der Umgebung in fast schon beängstigender Intensität und verströmt eine Atmosphäre, der man sich nur schwerlich zu entziehen vermag - so man es denn überhaupt will. Doch dafür gibt es eigentlich keinen Grund; Dando-Moore ist ein Musiker, der definitiv sein Handwerk (bzw. in diesem Falle eher "seine Kunst") versteht: Läßt man die beiden (gelungenen) Remixes von MAD E.P. und MOTHBOY außen vor, so bringt es "Origin" auf insgesamt neun Tracks, und jeder für sich ist ein ganz eigenes, außergewöhnliches und inspiriertes Kunstwerk. In gewisser Weise ist die Musik von DETRITUS die perfekte Symbiose, leben Tracks wie "dead daffodils", "origin narrative", "fable" oder das kongeniale "dilwyn" irgendwo in der Schnittmenge von Drum'n'Bass, kratziger Elektronik, melancholischen Akustik-Passagen und Ambient-Klängen so groß, so offen und weit wie das Firmamemt über einem dunklen Winterabend. Die Mischung der an sich doch recht weit auseinanderliegenden Stilrichtungen ist dabei gar nicht unbedingt das, was zu beeindrucken weiß. Viel imposanter die Erkenntnis, daß das Ergebnis letztlich doch stimmig, in sich schlüssig ist, die verschiedenen Elemente miteinander harmonieren, und man in jedem der Stücke das Gefühl hat, sie dürften, um ihre Wirkung erzielen zu wollen, keine noch so kleine Nuance anders klingen, als sie es nunmal tun. Ebenso fällt beizeiten angenehm auf, daß sich kaum Elemente im Verlauf des Albums wirklich wieder holen, sei es nun das verträumt-melancholische Piano in "dilwyn", der düster-bedrohlich wirkende Baß von "origin narrative" oder die Sprach-Samples in "fable". Musikalisch sehr beeindruckend, da kann kein Zweifel bestehen. Dazu kommt noch, daß David Dando-Moore nicht nur ein ausgesprochen mutiger Musiker, sondern ein ebenso fähiger Produzent zu sein scheint - entsprechend bewegt sich "Origin" klanglich auf höchstmöglichem Niveau, sind die Songs angefüllt mit vielen kleinen Details, mit Geräuschen und Klängen, die es zu entdecken gilt und die die Wirkung der Musik verstärken, ohne sie jedoch allein zu tragen. Und in besonderen Momenten weiß der Meister auch um das Geheimnis der Stille, den Minimalismus, der mehr auszustrahlen vermag als selbst die größte, ausgefeilteste Orchestrierung. All diese kleinen und großen Details kann der interessierte Hörer durchleben auf der Reise durch die reichlich fünfzig Minuten Musik, die "Origin" freisetzt - ein Album, welches in seiner Gesamtheit vom Artwork bis hin zu jeder einzelnen Sekunde Spielzeit die maximale Bewertung voll und ganz verdient hat. Am Ende erfüllt sich einmal mehr der gute Eindruck, bleibt der DETRITUS-Zweitling ein Album, welches Fans anspruchsvoller, im besten Sinne des Wortes moderner Elektronik-Musik auf jeden Fall im Regal stehen haben wollen.