Wer sich in den 90ern mit Dark Ambient befasste, kam an dem Label Cold Meat aus Schweden nicht vorbei. So kam auch Johan Levin mit seinem Projekt Desiderii Marginis bei dem Label unter und veröffentlichte mehrere Alben, unter anderem auch sein Debüt “Songs Over Ruins”. Dieses wurde nun von Cyclic Law erneut veröffentlicht, pünktlich 20 Jahre nach seinem Erscheinen. Doch rechtfertigt sich nach zwei Dekaden der Kauf dieses Albums immer noch? Und ob! “Songs Over Ruins” ist faszinierend zeitlos und durch das Experimentieren mit verschiedenen Stilelementen auch besonders abwechslungsreich. Für Dark-Ambient-Alben keine Selbstverständlichkeit. Der Song “Scintillate II” etwa verfällt nach einleitendem, plätscherndem Wasser und einer sanften Moll-Melodie in dramatische, stampfende Perkussion. Natürlich gibt es auch klassische Dark-Ambient-Songs mit sich wiederholenden Melodien ohne viel Brimborium. Aber meisten wird man von jenen Songs gepackt, die außerhalb der Norm laufen und durch Glockenläuten oder seltsame Samples aufhören lassen. Besonders ist ebenso, dass sich manche Songs über ihre Laufzeit entwickeln und verändern. So braucht “The Core of Hell II” ziemlich genau vier Minuten, bis auf einmal ein Sprechgesang einsetzt. Produktion und Sound sind einwandfrei, wenn man das Alter des Albums bedenkt. Und schließlich hat Johan Levin für die Neupressung selbst das Remastering übernommen. “Songs Over Ruins” gehört vielleicht nicht zur Top Ten der einflussreichsten Alben des Genres, spielt aber trotzdem ganz vorn mit. Wenn man bedenkt, was Desiderii Marginis danach noch für Alben veröffentlichte und immer noch veröffentlicht, dann war “Songs Over Ruins” auf jeden Fall der Startschuss für eines der interessantesten und emotionalsten Dark-Ambient-Projekte.