Schon mal was von den „Sonic Sofa Sessions“ gehört? Wenn nicht, dann mal Ohren auf, und hier eine kleine Einführung in die Thematik: Was sich zuerst wie eine Chill-Out-Runde oder Comedy-Show im Fernsehen anhört, ist in Wahrheit das erste Solowerk von Daniel Schulz, ein niedersächsischer Liedermarcher - kurz „Der Schulz genannt“. Produziert, aufgenommen und gemischt wurde das Ganze von b.deutung (ausführliches Interview) und Micha Prieß im Berliner Sonic Sofa Studio. Die zwei sind im Übrigen sehr stolz auf die vorliegende Scheibe, da es die erste Produktion ist, die besagte Studios verlässt. Ein Glück ist es wenn man nebenbei auch noch Freunde hat, die einem unter die Arme greifen. So standen bei dieser Aufnahme b.deutung (als Cellist und Gitarrist), Evil Uwe (Gitarrist und Sängerknabe) und Richard Pappik (als Trommler) brav zur Seite. Ein Mal auf das Cover geschaut und schon hab ich folgendes inneres Bild vor meinen Augen: Ein gemütlicher Mann, der genüsslich mit seiner Akustikgitarre im Kornfeld sitzt... Ein weiteres Mal draufgeblickt– naja, nicht ganz. Was das miese Aprilwetter nicht alles so anrichten kann. Insgesamt lässt sich festhalten, dass diese CD einen sehr idyllischen Eindruck hinterlässt, wenn nicht sogar schon leicht deprimierend – auf der anderen Seite aber auch federleicht. Als Partymusik wohl eher unangebracht (außer beim kuscheligen Lagerfeuer). Daniel Schulz, der bereits in Bands wie „Engelhai“, „Gasoline MC“ und den „Superstarfuckers“ mitwirkte, versteht sich verblüffend gut darauf Leidenschaft und tiefe Emotionen mit Kraftwörtern (wie Scheiße oder Arsch) und äußerst eingängigen Melodien zu kombinieren. „Frei nach Schnauze“ macht man sich hier zum Motto. Was das Musikalische betrifft, denkt man sich hier weniger ist oft mehr und beschränkt sich fast ausschließlich auf eine Akustikgitarre, die hin und wieder von Bass, Percussions und Cello begleitet wird. Ich würde es in die Kategorie „Gothic Country“ einordnen, wenn es diese geben würde. Aber glücklicherweise muss man ja nicht immer alles in niedliche Schächtelchen verpacken! Leider habe ich mit dieser Demo (das Album soll dieses Jahr noch erscheinen) nur fünf Songs vorliegen, reicht aber völlig aus um sich ein Bild vom ersten Soloalbum des Halbspaniers zu machen. „Mir scheint die Sonne aus dem Arsch!“ - Wer kennt ihn nicht den immer wieder belustigenden Spruch, der etliche EMP-Shirts verziert? Der leicht ironische 40sekunden kurze Opener gibt einen kleinen erheiternden Ausblick auf das, was uns nun erwartet... Dann sehen wir mal weiter: Lagerfeuerstimmung vom Feinsten kommt bei der zweiten Nummer „Bin Nicht Mehr Hier“ auf. Es wird ein sehr guter Mix zwischen locker-beschwingt und bedrückt-trauriger Stimmung geschaffen. Schwung, Gefühl, Weltverdrossenheit und eine Akustikgitarre – nicht mehr und nicht weniger. Bei den ersten Tönen des nächsten Songs „Du kannst alles haben“ schlagen die Ohren erst einmal Alarm! Eine deutsche abgewandelte Version von Nine Inch Nails’ Klassiker „Hurt“ ? Na wenn das mal gut geht... An dieser Stelle könnte man anmerken, dass Schulz’, ohnehin schon sehr gefühlsvollen Stimme, noch etwas mehr Emotionen nicht schaden könnte. Aber mit Johnny Cash’s Version dieses Meisterwerks hängt die Messlatte bereits unerreichbar hoch. Doch der Mut zahlt sich aus – auf jeden Fall ein sehr gelungenes Cover. Mein persönlicher Anspieltipp befindet sich an vierter Stelle mit „Wish You Were Back Again“. Dies könnte man noch mal als eine Zusammenfassung seiner Fähigkeiten bewerten. Wohlklingende Melodien, harmonischer Einsatz der Instrumente, beklagende, sehnsuchtsvolle und fordernde Stimme, bedrückende Lyrics – natürlich geht es um unerfüllte Liebe. Welches Thema bereitet uns sonst soviel Inspiration? Abgerundet wird das Ganze mit dem mir eine Spur zu kitschigen „Ramona“, was mich wieder an mein Kornfeld-Bild denken lässt. Aber das Album darf ja auch nicht komplett im theatralischen Sumpf versinken. Mit dieser Nummer, die sogar ein Teil des Soundtracks zum Film „Video-Kings“ (u.a. mit Till Schweiger, Bela B., Beatsteaks) dazusteuert wäre die nötige Portion Heiterkeit somit auch abgedeckt! Ein Album in das man sich möglicherweise erst einmal reinhören muss (und der ein oder andere zweimal aufs Cover schauen sollte), aber nach ein paar wenigen Durchläufen sehr zu entzücken vermag.