Mit "Format" legen die beiden Soundtüftler Kim Hoffmann und Markus Pawlikowski unter dem bedrohlich nach Informatik klingenden Namen DEN.C.T.BUG ein außergewöhnliches und sehr eigenständiges Debüt-Album vor. Da die beiden mit ihrer einige Zeit zuvor veröffentlichten Fan-Edition "Elektrostadt" und etlichen Sampler-Beiträgen (u.a. auf der kürzlich erschienenen Lost in Darkness-Compilation Vol. 3) schnell auf eine begeisterte Hörerschaft gestoßen waren, wurde es Zeit, ihre seit Projektgründung Ende 2002 "gesammelten Werke" zusammenzustellen und ihre Musik "offiziell" zu machen, allerdings noch ohne Plattenvertrag in der Tasche.

Der Ausdruck "gesammelte Werke" trifft den Sachverhalt vielleicht auch deshalb ganz gut, da Kim und Markus nicht nur mit einem modernem Electro-Sound aufwarten, der zwischen sanftem Synth-Pop, schnellem EBM und melodiösem Future Pop angesiedelt ist, sondern auch viel Wert auf eine inhaltliche Tiefe und Vielschichtigkeit ihrer Texte legen. So dienen den beiden als Inspirationsquelle nicht nur ihre eigenen Gedanken und Erfahrungen, sondern auch Texte von Eichendorff, Rilke, Goethe oder gar Kästner. Auf Anhieb fällt es einem vielleicht schwer sich vorzustellen, wie eine solche musikalische Ausrichtung mit hohen textlichen Ansprüchen funktionieren soll. Denn welchen Sinn hätte es, mit viel Liebe zur deutschen Sprache und geistiger Tiefe verfasste Texte derart verzerrt in die Welt hinauszuschreien, dass man sich später kaum mehr als an ein paar Worte erinnern kann? Bleiben also noch der klassisch melodiöse Gesang in schönster Synth-Pop-Manier oder - wie bei DEN.C.T.BUG - das gesprochene Wort.

Kim Hoffmanns tiefe, sonore Stimme mit dem prägnant rollenden "R", die mal an Witt, mal an Rammstein erinnert, erzählt mit einer monotonen, aber bedrückenden Intensität von Gefühlen der Isolation, den Schattenseiten des Lebens, Liebhabern, von der Utopie einer "Elektrostadt" und der Faszination einer Reise mit dem Nachtzug. Sämtliche, bisweilen sehr umfangreichen Texte sind in Versform mit klangvollen Reimen aufgebaut. Der Einsatz von Refrains macht sie eingängig und beraubt sie dennoch nicht ihres Anspruches. Mit melodiösen Synth-Flächen und mitunter auch kräftigen Bässen unterlegt, mausern sich die Tracks, allen voran "Nachtzug" und "Elektrostadt", schnell zu richtigen Ohrwürmern, die man im Geiste, aber natürlich auch laut mitsprechen kann. Aufgeschlossene, experimentierfreudige DJs, die ihr Publikum gerne mit Neuem überraschen, dürften diese beiden Titel schnell zu schätzen wissen. Weder werfen die beiden Musiker wie im Electro-Bereich inzwischen fast zu einem "Must" geworden mit Voice-Samples um sich, noch hört man den DEN.C.T.BUG-Stücken ihre musikalischen Ideengeber zu offensichtlich an.

"Format" hat sprichwörtlich Format und ist Arbeit in eigener Sache, ohne Kompromisse! Allerdings läuft das Album mit seinen zehn Songs - eigentlich sind es neun, da "Give me a reason" ein Remix des gleichnamigen Endanger-Songs ist - womöglich auch ein wenig Gefahr, auf die Dauer etwas eintönig zu wirken. Da Kim Hoffmann seinen Sprechgesang nur wenig variiert, könnte das bald ein wenig anstrengend wirken - lediglich "Treibhauseffekt" und im Grunde auch das mystisch gehauchte "Sonnensegel" sind als reines "Instrumental" aufgenommen und lockern die Titelfolge etwas auf. Alles in allem ist "Format" aber ein gelungenes, stimmiges und sauber produziertes Album geworden, das den Geist und Anspruch seiner Macher wiederspiegelt. Im schön gestalteten, in kühlen Blautönen gehaltenen Falt-Booklet sind sämtliche selbstverfassten Song-Texte zu finden, die Rückseite ziert ein geschmackvoll designtes Poster. Mehr über DEN.C.T.BUG erfahrt Ihr auf deren Homepage, über die auch "Format" zu beziehen ist.

Wer ein offenes Ohr für deutschsprachigen und unkonventionellen Electro hat, wird das Album mögen! Und vielleicht signalisiert den Beiden ja schon bald ein ambitioniertes Label Interesse an einem Plattenvertrag? Wir drücken die Daumen!