Der aus San Francisco stammende Jay Fields, der hinter dem Künstlernamen Exillon steht, veröffentlichte nach seinem Debüt mit "Prequiem" am 09.01.2006 sein zweites Werk mit dem Namen "The Keening Dithers". In einer reichlichen Stunde werden dem Hörer elf neue Tore zu außergewöhnlichen elektronischen Klangpfaden geöffnet. In wie weit diese Pfade begehbar sind, habe ich nun versucht herauszufinden. Schon mit Begin des ersten Tracks "Aliasing" merkt man, dass bei der Entwicklung von "The Keening Dithers" ein gewisser, hoher Grad an Experimentierfreudigkeit an erster Stelle stand. Mit "Aliasing" säuseln Ambient-Sounds in mein Ohr und werden plötzlich, unerwartet durch harte Breakbeats oder durch etliche andere Sounds aus der elektronischen Musikkiste unterbrochen. Da wirkt dann das anschließende, klassisch anmutende Stück "Moonlight Sinatra" im Piano-Stil wie ein ganz ausgeglichener, eher ruhiger Soundtrack zum relaxen oder chillen und differenziert sich stark von den sonst sehr experimentellen Stücken. "Termit" liefert größtenteils schnelle Breakbeatparts, die durch den teils sehr stark verbogenen, atmosphärischen Hintergrund eine ganz eigene unbeschreibliche Stimmung erzeugen. "Cadi" ist wieder ein etwas bedrückendes und sanftes arrangiertes Stück, was wie ein ruhiges Flüsslein dahinplätschert aber plötzlich durch sehr schnelle Beat-Arrangements in eine Art Unruhe verfällt. Mit "Now you'll never know" kommt neben einer sehr kurzen Vocalpassage auch ein neues Sample in Form einer E-Gitarre zum Einsatz, welches aber immer wieder durch harte Cuts unterbrochen wird. Ein für dieses Album hervorstechendes und gefühlvolles Stück ist "Jan". Gerade die Konstellation von melodischen Flächen und diversen Hi-Hat- und Drum-Samples auf mittlerer Temposchiene machen dieses Stück zweifellos zu den hörenswerteren oder eher gesagt zugänglicheren Stücken dieser CD. Mit Track 8-10 bewegt sich Jay Fields wieder auf sehr hohem experimentellem Level und aus diesem Grund werden diese Etappen nicht für jedes Ohr zugänglich sein. Soundtechnsich zurückhaltend präsentiert sich schlussendlich das etwa 13 Minuten lange "Outro" namens "Sfx02". Schwebende Klänge durchdringen sanft den atmosphärischen Schleier in beruhigender aber auch gleichzeitig dunklerer Art- und Weise. Immer wieder entstehen durch lauter oder leiser werdende Sektionen akustisch interessante Hörmomente. Insgesamt gibt es sehr wenig Struktur in den einzelnen Tracks, ganz zu schweigen von Melodien, bis auf einzelne Ausnahmen, die sich im Kopf festsetzen könnten. Die doch etwas härtere Kost besteht aus Ambient-Sounds, Breakbeats im Drum&Bass-Stil, experimentellen Elektro-Samples, kurzen Acid-Vibes und minimalistischen Synthie-Strings. Man muss schon auf diese abgefahrene Mischung und die teilweise schrägen Sounds stehen, um dem Album eine, unter objektivem Hörsinn, gute oder sehr gute Benotung zu geben. Trotzdem wollte ich das Werk nach den ersten Hörproben nicht einfach in das Musikarchiv legen. Wahrscheinlich waren es gerade die ausgefallenen Soundkonstruktionen, die mich immer wieder dazu veranlassten, den "etwas anderen" Silberling erneut in den Player zu legen. Freunde vom Sound á la Großmeister Richard David James alias "Aphex Twin" können eine Hörprobe wagen und werden evtl. gewisse Parallelen bei einigen Stücken erkennen. Ansonsten kann ich hier nur eine eingeschränkte Kaufempfehlung geben. Diese richtet sich an Musik-Fans die auf experimentelle Sound-Basteleien stehen.