Dementi - Wer bettelt wird nicht gefüttert

Dementi wollen es nun wissen. Heute das dritte Album, morgen der Weltruhm. So sieht zumindest der Plan auf dem Reißbrett aus, was in der Zentrale der vier Herren aufgestellt wurde. Denn wenn man sich die Ankündigungen mit dem nicht gerade dezenten Namedropping zu Gemüte führt, die zeigen, dass die Band bereits mit den Großen ihrer Musikzunft zusammenspielen durften, dann wird der Erfolgsdruck deutlich. Ob dieser nun selbstauferlegt ist oder durch die Plattenfirma initiiert wurde lässt sich nur erahnen, aber auch musikalisch schalten Dementi in den fünften Gang und versuchen sich auf der Überholspur. Das Album stellt mit seinem catchy Titel gleich mal klar, dass die Band nicht untätig auf den großen Durchbruch warten will. Denn „Wer bettelt wird nicht gefüttert“. Was erwartet den Hörer also auf dieser Platte: Jede Menge wütender Energie, druckvolle Gitarren, plakative und gleichzeitig kryptische Texte und das Gefühl, dass man irgendwie nicht reinkommt. Hier werden alle Stilmittel aufgefahren, E-Gitarrenintermezzi, Schmuseelemente mit ruhigen Gitarren, immer passende Keyboardbegleitung und stimmige Melodieführung. Grundsätzlich haben Dementi wirklich alles dafür getan, dass das Album so klingt, wie man es als Hörer von einem Album aus dem Bereich „Neue deutsche Härte“ erwarten würde. Doch irgendwie ist genau hier der Schwachpunkt von „Wer bettelt...“ – das Album lockt mit einer perfekten und anziehenden Form, der Hörer merkt aber bald, dass der Inhalt auf der Strecke geblieben ist. Zu beliebig und vor allem zu retortenartig tauchen die altbekannten und stimmig zusammengesetzten PuzzleElemente dieses Musikstils auf um am Hörer vorbei zu rocken. Prognosen über den weiteren Erfolg der Band und speziell diesem Album möchte ich lieber nicht machen, denn mit einer guten Livepräsenz kann man auch das austauschbarste Material sehr gut an die Konsumenten bringen. Und mit der richtigen Werbung werden viele Käufer auch zufrieden mit dem Album sein, denn wie eine Tüte Gummibären steckt auch in „Wer bettel...“ alles, was man von einem solchen Album erwartet. Nur sollte man sich fragen, ob man wirklich nur „neues“ Material konsumieren will oder doch lieber Musik erleben und entdecken möchte. Denn das geht mit diesem Album nicht.

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