Die Lakaien sind wieder da! Mehr als sechs Jahre nach ihrem letzten regulären Album „Crystal Palace“ kündigen Deine Lakaien ihr neues Werk „Dual“ mit einigen Paukenschlägen an, die das ebenso umfassende wie vielschichtige Konzept des Doppel-Albums bereits mehr als nur erahnen lassen. Alexander Veljanov und Ernst Horn, die 1985 durch eine Zeitungs-Annonce ihre außergewöhnliche musikalische Reise miteinander begonnen haben, die sich über ganz unterschiedliche Ausdrucksformen wie der rein elektronischen, der akustisch angereicherten Elektronik, der rein akustischen bis hin zu orchestralen Arrangements entwickelt hat, haben den Gedanken an ein Album mit Cover-Versionen auf ihre sehr persönliche Weise weitergesponnen. Statt einfach nur ein Album mit Lieblings-Songs anderer Künstler und Acts aufzunehmen, stellt das Aushängeschild des deutschen Electronic-Avantgarde-Pop mit „Dual“ gleich ein Doppel-Album vor, das neben den ausgesuchten Fremdkompositionen auf einem Album ein weiteres präsentiert, auf dem zu den Cover-Songs ein jeweils eigenes Lied zu hören ist, das sich musikalisch und/oder textlich auf das durch sie adaptierte Original bezieht.

Bestand das erste Single-Paar aus der Interpretation des 1978 veröffentlichten Bruce-Springsteen-/Patti-Smith-Klassikers „Because The Night“ und der damit korrespondierenden Eigenkomposition „Because Of Because“, sind Deine Lakaien mit der nachfolgenden Single „The Walk“ ein paar Jährchen vorangeschritten und haben dabei sogar das Genre vom US-amerikanischen Singer-Songwriter-Rock zum britischen New Wave- und Post-Punk-Pop gewechselt. Durch die seit jeher einzigartige Kombination von Alexander Veljanovs dunkel-samtiger, extrem wandelfähiger Stimme und Ernst Horns ausgeprägten Sinn für die Kombination von einschmeichelnden Melodien und vertrackten, immer wieder auch avantgardistisch akzentuierten elektronischen Arrangements sind die ganz unterschiedlichen Original-Kompositionen von „Because Of Because“ und „The Walk“ überzeugend in den einzigartigen Deine-Lakaien-Kosmos überführt worden. Aber auch die speziell dazu konzipierten eigenen Kreationen machen deutlich, warum Deine Lakaien zu Recht seit Jahrzehnten zu den führenden Vertretern in der deutschen Musiklandschaft – und das über jedwede Genre-Spezifikationen hinweg – zählen. Mehr noch als in den eigenwilligen Bearbeitungen von Songs anderer Künstler erweist sich das aus so unterschiedlichen charismatischen Individuen zusammengesetzte Duo in den eigenen Kompositionen als Meister ihres Faches, indem sie auf fast schon spielerisch wirkende Weise musikalische und textliche Markierungen der Cover-Vorlagen aufgreifen und wunderschöne Songs kreieren, die den oft berühmten Fremdkompositionen kaum nachstehen.

Bei „Run“, der mittlerweile vierten Single aus dem Doppel-Album „Dual“, macht es einfach Spaß, schon mit den ersten minimalistisch inszenierten Takten den Bezug zu „The Walk“ von The Cure herzustellen, nur um dann staunend zu verfolgen, wie sich der Song zu etwas ganz Eigenständigem entwickelt.

,Run‘ sollte schon von Anfang an auch musikalisch Bezug zu ,The Walk‘ nehmen, wie man sicher an dem sehr einfach gehaltenen Synthesizer-Intro hören kann. Auch hier war die Freude am Einsatz meiner alten Schätzchen aus den Siebzigern und frühen Achtzigern groß, wobei die musikalischen Steigerungen diesmal von Strophe zu Strophe vollzogen wurden“, erklärt Ernst den musikalischen Ansatz bei „Run“. „Es war ein Blick in unsere Waver-Vergangenheit mit ihren typischen Minimal-Motiven und Sequenzen.“

Alexander verfasste dazu einen Text, der zwar das von Robert Smith inspirierte Motiv eines Spaziergangs in ungewöhnlicher Umgebung übernahm, aber nicht nur das Tempo der Fortbewegung anzog, sondern auch das Ambiente in verstörendere Dimensionen verlagerte. „Das Musikdemo zu diesem Song hat Ernst ja stilistisch an die Entstehungszeit des The-Cure-Songs angelehnt, und ich habe versucht, einen Text zu schreiben, der der Ästhetik des ,The Walk‘-Textes nahekommt. Eine Geschichte, die  bestenfalls an die Stimmung von Jean-Cocteau- oder Luis Bunuel-Filmen erinnern lässt“, fasst Alexander die Atmosphäre von „Run“ zusammen. Mit dieser stimmungsvollen Uptempo-Nummer dürften Deine Lakaien nicht nur dunkel gewandete Tanzwütige begeistern, sondern sie unterstreichen damit auch einmal mehr ihre musikalische Diversität, die sie auf „Dual“ (VÖ: 16.04.2021) in vollen Zügen ausleben.