Deine Lakaien - Indicator

Als ich das neue Album von Deine Lakaien zum ersten Mal hörte, war ich etwas ratlos, wusste ich doch zunächst nicht, was ich von dem neuen Werk halten solle. Keine große Überraschung oder gar so etwas wie ein Aha-Effekt, eher grundsolide aber doch typische Lakaien-Kost – so mein erstes (vor)schnelles Urteil. Doch mit mehrmaligem Hören entfaltete sich nach und nach die wahre Substanz von „Indicator“… Die 12 neuen Stücke besitzen alles was man von einem Deine Lakaien Album erwartet: Von großen Balladen wie dem Opener „One Night“ bis hin zu knarzigen, experimentellen Momenten wie „Six O’Clock“ oder „Europe“. Doch dem Fan und Kenner wird auffallen, dass „Indicator“ mehr bietet als Routine. Während die künstlerische Reibung zwischen Sänger Alexander Veljanov und Instrumentalist Ernst Horn, die Alben wie „Dark Star“ oder „Winter Fish Testosterone“ so außergewöhnlich machte, in den letzten Jahren einer gewissen Berechenbarkeit gewichen zu sein schienen, wagt man auf dem neuen Werk nun wieder einen Schritt nach vorne. Alexander Veljanovs Stimme bekommt in vielen Songs endlich den Raum, den sie verdient. Dabei klingt sie klarer und ausdrucksstärker als jemals zuvor. Stücke wie „Blue Heart“ oder das skurrile Finale „The Old Men Is Dead“ sind hierfür der beste Beweis. Auch auf musikalischer Ebene gibt es viele liebevolle Details zu entdecken. Die atmosphärischen Klanglandschaften von Ernst Horn überzeugen einmal mehr mit ihrer Zerbrechlichkeit, aber auch mit ihrer Wucht und Stärke. Unzählige Samples, Geräusche, Blips und Clicks verbinden sich mit flirrenden Sequenzen, warmen Flächen und den akzentuiert platzierten, akustischen Instrumenten zu einem besonderen Klangkosmos, der bei genauem Hinhören so eindringlich erscheint wie selten zuvor bei Deine Lakaien. Die bemerkenswerteste Neuerung ist allerdings die neue Direktheit in den Texten. Während gerade Alexander Veljanov früher sehr poetische, kaum entwirrbare, kryptische Bilder skizzierte, so sind seine Texte nun sehr direkte Ansprachen. Diese Geradlinigkeit, die sich bereits auf seinem letzten Soloalbum „Porta Macedonia“ andeutete, findet sich nun auch im Lakaien-Kontext wieder. In Songs wie „Without Your Words“ (eine der schönsten Lakaien-Balladen überhaupt!) oder dem polit-kritischen „Europe“ ist dies sehr gelungen. Dahingegen wirken „Who’ll Save Your World“ oder „Along Our Road“ doch etwas zu plakativ und phrasenreich. Dennoch: „Indicator“ ist eine sehr farbige, facettenreiche, im positiven Sinne reife Platte, die ihren wahren Zauber erst nach und nach offenbart, doch dann allerdings lange nachwirkt.

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