Poppig, elektronisch, deutsch-französisch mit englischen Texten: Dear Strange bieten mit ihrem Debütalbum gangbare Kost, wie wir sie qualitativ von Out of line gewohnt sind. 'Lonely Heroes' kann man gut hören, wer die Labelkollegen von Ashbury Heights im Schrank stehen hat macht auch hier nicht all zu viel falsch und sowohl die Kaufgründe als auch die Dämpfer kennt man eigentlich schon vor dem ersten Durchlauf - also ab dafür.
Mit tanzbaren Beats, einer angenehm unmoderner Elektronik und weiblichem Gesang, der schmachtig sanft an The Birthday Massacre erinnert und zu jedem Zeitpunkt gut zu konsumieren ist, machte Dear Strange vor drei Jahren in kleinen Kreisen von sich reden: der Opener "The unicorn" wurde damals auf ausgewählten Tanzflächen und via YouTube vorgestellt und die Resonanz schien die beiden Wahlberliner zum Weitermachen zu ermuntern. Das Stück eröffnet eher sanft, lässt sich Zeit für einige instrumentale Eskapaden und macht durchaus neugierig. Auf diesem Niveau hält man sich auch mit dem sehr an 80er Wave erinnernden, unterkühlt wirkenden Titelstück mit tollen französischen Sprechpassagen. Die ersten Sekunden von "Dystopia" erinnern stark an späte Wumpscut, der eigentliche Titel wirkt etwas zu zäh. "I can see through this" erkennen Besitzer des 'Electrostorm Vol.6' - ein schönes Stück Melancholie wenn auch nicht bahnbrechend. Bis hierhin gefällt mir das Debüt noch überraschend gut, doch "Licht" schattiert diesen positiven Eindruck ein erstes Mal. Liegt vor allem daran, dass ich bei deutschen Texten wesentlich schlechter weghören kann und das Gesungene mich in die Flucht schlägt.... Hohl und schablonenhaft. Ab dann folgen in meinen Ohren bis auf "Sweeter than this" nur noch nette Nummern, bzw. schlägt alles in die selbe Kerbe.
Ich habe mehr und mehr Schwierigkeiten, aufmerksam am Ball zu bleiben, auch wenn das Gehörte nie schlecht klingt. "Strangers that we are" zum Beispiel kann ich für sich allein recht gut hören, doch als sechstes Dear Strange Lied in Folge kommt da zu wenig. Welche Nummern man am Ende für sich herausnimmt ist jedem selbst überlassen, dennoch unterstelle ich dem Album zu viel Retortenbeats, um wirklich kreativ zu überzeugen. An Erfolg soll und wird es aber sicherlich nicht mangeln, denn Melodien und Klang halten sich an das angestrebte Erfolgsschema und die professionelle Produktion, Präsentation und das Marketing werden ihr übriges zu tun. Ein Album, das nicht aus der Masse qualitativ guter Scheiben dieser Ausrichtung heraussticht, sondern eben einfach seine Sache gut macht. Wem das reicht, der kann ohne schlechtes Gewissen zugreifen. Begegnen wird uns das Duo sicherlich noch das eine oder andere Mal im Club, auf Sampler oder live.... und ich bin gespannt, ob sich dann auch etwas Eigenständiges im Sound entwickelt.