Bei den zahlreichen Projekten und Kollaborationen, die es mittlerweile im Noise-Industrial-Ambient-Umfeld gibt, ist es schwer, den Überblick zu behalten. Vor allem wenn die Projekte fast den gleichen Stellenwert besitzen wie die Hauptbands bzw. bei den vielen Projekten keiner mehr weiß, welches eigentlich das Hauptprojekt bzw. die Hauptband ist. Die Mitglieder von Dead Hollywood Stars sind keine geringeren als John N. Sellekaers (Xingu Hill), Hervé Thomas (Fragile) und C-Drík Fermont (Ammo, Ambre). Und als ob das nicht schon genug wäre, hat man auch noch Gabriel Séverin (Silk Saw), Michel D. und Rob(u)rang mit ins Boot geholt. Würde ich jetzt versuchen, eine Liste der Projekte aufzustellen, an denen die oben genannten Künstler auf irgendeine Art und Weise beteiligt sind, würde ein kleines Buch dabei heraus kommen. Aber zurück zu den Dead Hollywood Stars. "Junctions" ist der zweite Longplayer, den die drei Soundtüftler auf die Menschheit loslassen. Ein Hauptelement, das so gut wie in jedem Song vorkommt ist, die Gitarre. Äußerst ungewöhnlich für Leute, die sich hauptsächlich mit elektronischen Sounds beschäftigen, aber dafür um so mehr interessant und hörenswert. Die Songs sind meist sehr ruhig, mit ab und zu eingespielten Samples und überraschenden Tempowechseln. Der Experimentierfreudigkeit waren anscheinend keine Grenzen gesetzt, denn wie kann man es sich sonst erklären, dass aus improvisiertem Pferdegetrappel ein Rhythmus geformt wird, der dann mit Klavier, Gitarre und Bläsern unterlegt wird? So müsste man eigentlich jeden Song für sich beschreiben, da es unmöglich ist, "Junctions" in eine Schublade zu stecken. Ähnlich verhält es sich mit der Bonus-CD "Gone West", die den ersten 500 Exemplaren von "Junctions" beiliegt. Dabei handelt es sich um das bereits ausverkaufte, erste Album der Dead Hollywood Stars. Hier findet man z.B. Songs wie "dreamland's burning", das auch auf dem Sampler Masonic enthalten ist. Auch hier bildet die Gitarre ein wesentliches Element, nur stehen die elektronischen Tüfteleien mehr im Vordergrund. Auf der Junctions-CD ist ein Video zum Song "last train to aldebaran" enthalten, das, passend zur Musik, ebenso ein wenig entrückt und bruchstückhaft wirkt. Ein weiteres Video zu "down to zero" gibt es auf der Homepage von John N. Sellekaers (http://www.metarc.com/). Eine Beurteilung der beiden CDs ist sehr schwierig. Angesichts des Experimentalcharakters und der hohen Kreativität sind "Junctions" und "Gone West" nicht gerade massenkompatibel. Für jeden, der mit einer Mischung aus Ambient und Noise etwas anfangen kann bzw. neue Sounderfahrungen machen möchte, seien beide Alben absolut empfohlen. Alle anderen sollten unbedingt mal reinhören, bestimmt kann sich der eine oder andere dafür begeistern.