Ein seltsames Album ist es geworden, das zweite Werk von De Arma. Die ehemals schwedisch-englische Kooperation, inzwischen auf ein schwedisches Duo geschrumpft, beweisen ein glückliches Händchen, wenn es um die Zusammenführung unterschiedlicher Stile geht und schaffen so einen Nostalgietrip, der mich circa 30 Jahre zurückversetzt, aber doch zeitlos angenehm klingt. Können die Lieder selbst nun auch noch überzeugen?

‚Lost, alien & forlorn‘ war 2013 das Debüt, damals noch eingesungen von Frank Allain (einigen sicherlich bekannt durch Fellwarden und vor allem Fen). Ich kann keine Vergleiche ziehen, da das Album an mir vorbei ging, weiß aber nun zu berichten, dass ebenjener Allain sich von De Arma zurückgezogen hat und Hauptbandkopf Andreas Petterson (mir zumindest von Stilla oder Saiva im Ohr) nun bis auf die Drums und etwas weiblichem Gastgesang für alles verantwortlich ist. Zusammen mit Johan Marklund hinter den Fellen hat Petterson nun Folgendes geschaffen: Man stelle sich den Goth Rock kurz vor 1990 vor, insbesondere diese dahintreibende Art, wie sie zum Beispiel Fields of the Nephilim zauberten, aber auch gesanglich melodischeres Material, eingespielt von zwei Vollblut(Schwarz)Metallern, die keinen Hehl daraus machen, dass sie es krachen lassen können. Hinzu kommen einige Shoegaze-Vibes um das ganze moderner klingen zu lassen – der Sound hat es mir angetan, denn es ist irgendwie Post Punk / Goth Rock, aber mit anderen/untypischen Mitteln umgesetzt – insbesondere das dynamische Drumming und die zum Teil überraschend harten Gitarren machen ordentlich Druck. Gesanglich weiß Petterson auch zu überzeugen, seine melodische Stimme ist so ganz anders als das heisere Röcheln, das man durch Stilla von ihm im Ohr hat. Gastsängerin Maria Oja lässt Erinnerungen an den Gothic Metal der 90er aufkommen – das geht in Ordnung, ich hätte es aber nicht unbedingt gebraucht.

Der Sound stimmt schon einmal, meine Aufmerksamkeit hatten De Arma also von Anfang an. Doch leider muss ich gestehen, dass die Ideen auf ‚Strayed in shadows‘ alles in allem nur für ein nettes, eher durchschnittliches Vergnügen auf Albumlänge sorgen können. „City vultures“ und das wunderschöne „Funeral in my brain“ sind zwar echte Knaller und gerade Letzteres wird zumindest dafür sorgen, dass ich gespannt bin auf weiteres Material der Band, aber das sind 13 von 54 Minuten und der Rest ist halt genau das Gleiche, nur weitaus weniger mitreißend: Immer melancholisch, immer etwas ungreifbar dahinschwebend und am Ende doch einfach zu wenig, um sein Herz zu verschenken.

Und so bleibt mir nur, De Arma zu einem sehr eigenwilligen und schönem Sound mit hohem Wiedererkennungswert zu beglückwünschen und zu hoffen, dass dem Duo für Album Nummer drei die Musen mehr gewogen sind. Auf vorliegendem Werk haben die Herren zwei echte Perlen und einen Haufen soliden Durchschnitt geschaffen, was bei einem Genremix, der nicht gerade ein Beliebtheits-Hoch erlebt, sondern vielmehr mehr und mehr in Vergessenheit gerät, einfach zu wenig ist, um wirklich aufhorchen zu lassen. Lauscht aber ruhig mal rein!

 

De Arma

Strayed in shadows

 

25.06.2021

Trollmusic

 

https://dearma.bandcamp.com/album/strayed-in-shadows

 

01. Pain of the past
02. City vultures
03. Illusions of love
04. Funeral in my brain
05. Horror in the dark
06. Days of judgment
07. You were blood