Elektropop aus Mexiko, frisch ins Netz gestellt und hier präsentiert – kann da was schief gehen? Klar. Ist es hier der Fall? Lest selbst.

Also erst einmal ist Data ein sicherlich geeigneter aber eben doch nicht wirklich gelungener Name für ein elektronisches Projekt. Im Netz wird man sie selbst bei sich einstellendem Erfolg nur schwer finden und ach, ich weiß nicht, so ein Projekt braucht doch einen Namen, der mehr kann. Egal, die beiden Herren aus Nordamerika sind auch bei der Songauswahl noch sehr im Außen: ‚Traslactiones‘ ist ein reines Coveralbum mit zahlreichen Gastauftritten. Wir hören verträumten, gut produzierten aber auch arg kantenlosen Elektropop, der Spaß machen kann, aber die Band Data sicherlich nicht als Bemerkenswert kennzeichnet. Angefangen mit zwei sehr schön umgesetzten Depeche Mode Songs, von denen ich insbesondere „It’s no good“ empfehlen möchte. Mit dieser zugegebenermaßen glattgebügelten, aber immerhin angenehmen Nummer kann man etwas anfangen, das Original ist aber auch nicht allzuweit entfernt und gesanglich haben Data natürlich keine Schnitte. Meinen persönlichen Höhepunkt erlebe ich dann bereits bei Titel drei: Die Version von Suzanne Vegas „Luka“ ist so herrlich schmissig, smooth und tanzbar, dass ich mir nicht ganz sicher bin, ob sie mir nicht vielleicht in dieser Version sogar besser gefällt als das wunderbare Original. So, drei Songs, 15 Minuten Spielzeit – ein super Start. Die weiteren 35 Minuten kommen da leider nicht mehr heran: Das Intro von Stranger Things ist so genial, weil es so minimal ist. Die Originalversion könnte auch gerne über die 1:08 Minuten hinausgehen, die auf dem Soundtrack enthalten sind, aber die auf vorliegendem Album aufgemotzte Version klingt zu geschniegelt, zu voll und hat zu viele Spuren – der Zauber ist passé. Weiter geht es mit einem (hört hört) DeMo Song und ich komme mir vor wie auf einer DeMo Party, deren Existenz ich noch nie verstanden habe. Ja, die Band hat einige tolle Songs gemacht, aber warum sollte man einen ganzen Abend nichts anderes auflegen oder hören wollen? Und warum laufen solche Parties seit Jahren? Und warum um Gottes Willen macht man, um wieder bei Data zu landen, ein Coveralbum und gibt einer Band mehrere Titel? Es ist seltsam. Kommen wir also zum nächsten Track – einem DeMo Cover. Kein Scherz. Aber bevor man denken mag, dass es doch ein DeMo Cover Album ist, das man da hört, folgt eine Version vom „Falling“, dem Titelthema der Serie „Twin peaks“. Data entschlossen sich dazu, ihre Version einfach nach der Serie zu benennen und auf den Text zu verzichten. Faltenfrei gebügelte Hintergrundbeschallung. Und zu unser aller Glück folgt die nächste DeMo Nummer, die immerhin noch durch den Gastbeitrag von !distain etwas Pep beweist. Warum man dann aber eine eher unscheinbare Nummer wie „Stjarna“ covert und nicht einmal einen Hauch Interesse zeigt, dem Cover einen Grund für seine Existenz zu schenken? Na, wenigstens gibt es zum Abschluss noch etwas von Depeche Mode – „Photographic“ wurde in Zusammenarbeit mit Géminis 2 angenehm schräg mit monoton pumpenden Bässen umgesetzt und so endet das Album immerhin nicht ganz belanglos.

Tjoar, wir haben mehr oder minder ein Coveralbum von DeMo Nummern, die man nicht sofort auf einem solchen Werk vermuten würde. Diese wurden größtenteils professionell aber wenig eigenständig umgesetzt und wenn ich mal von „Luka“ absehe finde ich hier bei jedem Track eher einen guten Grund, die Ursprungswerke noch einmal durchzuhören, nicht aber, Data anerkennend als lohnendes Projekt zu loben. Warum also mehr schreiben?

 

Data

Traslaciones

 

10.04.2021

Eigenproduktion

 

https://datamx.bandcamp.com/album/traslaciones

 

01. Lie to me ft. Moenia
02. Its no good ft. Silica Gel
03. Luka
04. Stranger things
05. Sister of night ft. Solitary Experiments
06. Nothing to fear
07. Twin Peaks
08. Compulsion ft. !distain
09. Stjarna
10. Photographic ft. Geminis 2