Manchmal ist die Suche nach gehaltvoller Musik für den Gothic-Sektor eine beschwerliche. So viele Bands tummeln sich im Internet; dort die Juwelen herauszupicken, erweist sich als wahre Sissyphos-Arbeit. Manchmal ist es aber auch purer Zufall, der einen auf die richtige Fährte lockt. Und dann freut man sich insgeheim doch, dass es Algorithmen gibt. Diese haben nämlich dazu geführt, dass wir Darkways präsentieren können.
Es begab sich nämlich, dass beim wahllosen Videos schauen das Portal "children of the night" vorgeschlagen hat, die inoffizielle Musikclips zu diversen Post Punk und Dark Wave Nummern erstellen. Darunter befand sich auch "I Like The Night (And The Night Likes Me)", das sie mit alten VHS-Aufnahmen einer Gruftiediskothek und ihrem schwofenden Klientel untermalten. Besser hätte das Filmmaterial nicht gewählt sein können, passt es (auch rhythmisch) perfekt zu diesem mitreißenden Song, dessen Ästhetik viel aus den 80ern enthält. Und der plakative Titel ist natürlich ein gefundenes Fressen für jeden Schwarzkittel, egal ob alter oder neuer Schule - und auch für die ewigen Kritiker.
Diese werden sicherlich wieder ein Haar in der Suppe finden. Und wir werden sie rufen hören: "Das ist ja nichts Neues!", "Keine Innovation!", "Ein weiterer Beweis für die Stagnation der Szene!" etc. pp. Dabei ist die Losung eine ganz einfache: Lieber gut geklaut, als schlecht selbst gemacht. In dieser Hinsicht ist Darkways nichts vorzuwerfen. Das Trio will nicht auf Biegen und Brechen alles neu machen und etwas reparieren, was sowieso funktioniert. Laut ihrer Homepage ist ihr erstes Album "Resonance" folgerichtig "ready to explore the dark sounds that synthesizers and guitars offer us with delays and reverbs typical of the 80s."
Diese Einstellung ist es, die ihr Debüt zu einer überdurchschnittlich guten Scheibe avancieren lässt. Denn nicht nur "I Like The Night", eine perfekte Disconummer, begeistert: Bereits mit dem Opener "Shadowdancer" geben Darkways die Richtung klar vor. Treibende, transparente Beats dominieren die Szenerie, zu denen sich epochale Gitarrenlinien und elegante Synthies gesellen. Vor allem haben die Spanier ein beängstigend sicheres Gespür für eingängige Songs. Was die Jungs auf "Resonance" an Stücken mit Ohrwurmcharakter raushauen, schaffen manch andere Bands ihre ganze Karriere nicht.
Zwar werden die Songs nach ähnlichem Muster aufgebaut; dennoch sind die Nummern alles andere als lauwarme Aufgüsse. In jedem Lied findet sich ein bestimmter Twist und eben diesen einen kompositoroschen Moment, der einen Song außergewöhnlich macht und über das Mittelmaß hinaushebt. So taucht "Neon Lights" tief in die Elektronik ein und lässt die Gitarren fast links liegen. Das Stück besticht ebenfalls durch groß angelegte Melodiebögen, während die gesamte Ästhetik entfernt an die fast vergessenen Colony 5 erinnern.
Unter dem Strich richtet sich der Fokus aber auf die packenden, von Up-Tempi durchzogenen Nummern. Sie lassen die Melancholie tanzen. "Madness", "Dark & Light" oder auch der Titelsong: Es ist dieses Geradeausdenken von Darkways, ihre unverkopfte Art und Weise, das Erbe der Schwarzen Szene wie selbstverständlich weiterzutragen, sodass "Resonance" die vielleicht größte Überraschung dieses Jahr geworden ist.
Momentan ist "Resonance" nur als digitaler Download erhältlich. Eine kleine CD- und Vinyl-Auflage ist allerdings in der Mache.