Bevor es im folgenden eine Lobhudelei, die ihres Gleichen suchen wird, zu lesen gibt, sei jenen Lesern gedankt, die neugierig auf dieses Review gewartet und sogar vorsichtig nachfragende Mails geschickt haben. In den vergangenen Wochen hatte nur schlicht die wissenschaftliche Arbeit und Publikation Vorrang vor allem anderen – danke für die Geduld. Gespannt waren vermutlich die allermeisten Anhänger des britischen Musikerkollektivs um Justin Greaves auf das, was da nun endlich in den Regalen der Plattenläden steht. Anders sollte das neue Werk aus dem Hause Crippled Black Phoenix werden, zwar ähnlich verspielt wie der Vorgänger 'I Vigilante', aber dann doch irgendwie pointierter und überhaupt doch irgendwie alles beim Alten. Was soll man sagen, trotz der gearteter, wirrer und doch ein wenig widersprüchlicher Ankündigungen trifft genau das auf '(Mankind) The crafty Ape' zu. Anfänglich vollkommen überfordert wird der geneigte Hörer dieses mal wieder von einen Doppelalbum, welches eigentlich ein Dreiteiler ist. Eben jene Trinität findet sich zum einen in der Tracklist wieder und macht sich vor allem auch musikalisch bemerkbar. Der erste Teil bietet musikalisch das, was man am ehesten von Crippled Black Phoenix erwarten würde: Deftiger Post Rock mit diversen psychidelisch-Pink-Floydigen Einlagen, wundervollen Gitarrenmelodien und diverser weiterer Instrumentalisierung. So kommen neben dem bekannten Klavier diesmal verstärkt Bläser zum Einsatz, die Streicher rücken dafür eher in den Hintergrund. Ebenfalls neu ist der verstärkte Einsatz weiblicher Vocals: Daisy Chapman macht hier neben Joe Volk der nach wie vor den sanften, männlichen Teil meistert, hervorragend. Im Mittelteil der Platte zeigen CBP ein neues Gesicht ihres Januskopfes: Flotter und direkter geht es hier zur Sache, weniger verspielt sowie deutlich straighter und rockiger. Trotzdem bleibt die Melodie nicht auf der Strecke, die Damen und Herren an Saiten- und Tasteninstrumenten leisten hier ganze Arbeit. Der sperrigste und auch interessanteste Teil des Mammutwerks kommt zum Schluss: Melancholisch wie seit dem Debüt nicht mehr, nehmen einen die Engländer mit auf eine ergreifende Abfahrt direkt in Richtung tiefster Abgrund. Sehr viel mehr soll dazu an dieser Stelle auch nicht mehr gesagt werden, jeder Liebhaber trauriger Melodien wird hier eimerweise Tränchen verdrücken. Zu loben bleibt letztlich die hervorragende Produktion und das lyrische Konzept, wäre ja auch gelacht, wenn man in 100 Minuten großartiger Musik mehr als eine nachdenklich stimmende Geschichte über die – sagen wir mal platt – Dummheit der Menschheit erzählen müsste. Crippled Black Phoenix unterstreichen mit '(Mankind) The crafty Ape' ihre musikalische Genialität und sind auf dem besten Weg, eine der bedeutendsten Bands auf dem Sektor handgemachter Musik zu werden und das vollkommen zurecht. Derart ergreifende Musik die man immer und immer wieder durch die Gehörgänge jagen kann und dabei jedes mal etwas Neues findet, gibt es kaum. Zwar braucht man den ein oder anderen Durchlauf, um die Platte in ihrer gesamten Tragweite zu greifen und zu begreifen, aber das ist kein ernstzunehmendes Hindernis hinsichtlich der wunderschönen Momente, die man dafür bekommt.