Die Giessener Gruppe Cradle of Spoil darf sich inzwischen getrost als Urgestein in der deutschen schwarzen Musiklandschaft bezeichnen. Seit 1986 ist die Band musikalisch aktiv, hat aber im Laufe der Jahre etliche Besetzungswechsel und -schwierigkeiten verkraften müssen, was der Schlagzahl an Veröffentlichungen nicht gerade zugute kam. Mit dem in diesem Jahr erschienenen Album bringen es Cradle of Spoil nämlich gerade mal auf sieben Releases (neben einigen Demo-Tapes), darunter vier Fulltime-Alben. Allerdings landete die Band 1994 mit dem ersten Album „1000 Jahre“ (erschienen auf dem inzwischen nicht mehr aktiven Celtic Circle Productions Label) auch gleich einen echten Wurf. Wunderbar ließ es sich damals zu den deutschsprachigen, düsterelektronischen Stücken wie eben "1000 Jahre" und "Engel fliegen durch die Nacht" in den Clubs tanzen. 15 Jahre später klingt der Sound von Cradle of Spoil zu großem Wohlgefallen noch immer so schwarzromantisch, eingängig und tanzbar wie damals. Wenngleich der Gesang nicht mehr der alte ist, fügt sich dieser doch fast schon wie selbstverständlich perfekt ins Gesamtbild ein. "… und der Tanz beginnt von vorn", so der Titel des, klingt nach vier veröffentlichungslosen Jahren wie die Wiederaufnahme eines Rituals, nach dem sich viele Fans der Band schon lange gesehnt haben. Zusammen mit dem Sänger Daniel Roos (Mitbegründer des Electro-Duos Occculture) haben die beiden Cradle of Spoil-Mitglieder Achim Treder (Text) und George Liscevic (Musik) ein harmonisches und überwiegend entspannend-ruhiges Album produziert, das tief in Melancholie und Nachdenklichkeit schwelgt und mit opulenten, träumerischen Synthiemelodien und spannenden Effekten aufwartet. Nach wie vor liegt der Schwerpunkt immer noch auf den mit viel Sprachgefühl verfassten deutschen Texten, die von Daniel Roos' wandlungsfähiger Stimme ergreifend und überzeugend gesungen bzw. vorgetragen werden, ohne dass es auch nur an einer Stelle kitschig anmuten würde. Weit, weit weg vom "schwarzen Schlager" haben Cradle of Spoil vom ersten Album an einen eigenen Stil mit hohem Wiedererkennungswert für sich definiert, der bis heute die ihm innewohnende Mysik nicht verloren hat. Der Impuls ist nun groß, wieder einmal in den früheren Veröffentlichungen zu schwelgen. Das gelungene Album macht Lust auf eine kleine Zeitreise. Auch DJs, die sich gerne an die tanzbodentauglichen Titel von Cradle of Spoil zurückerinnern, werden auf "… und der Tanz beginnt von vorn" wieder fündig. Neben dem Titelsong sind es Stücke wie "Der weite Weg", "Doch Tränen wirst du niemals sehen", "L’ange de la flame" und "Der letzte Tanz", die in all dem aktuellen Hellectro-Cyber-Krach für eine wohltuende Nostalgie und einen entspannteren Tanzschritt sorgen können.