Corpse d'Alsace - Disko trifft Düsternis: Berliner Beats auf Tote Vögel

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Bevor wir den Kaffee kalt werden lassen und das Redaktionslicht endlich ausknipsen, drehen wir flux noch eine letzte Runde durchs nächtliche Bandcamp-Labyrinth. Doch halt .... zwischen Synth-Schluchten und Lo-Fi-Loops bleibt unser Cursor plötzlich hängen: ’Corpse d’Alsace‘ flüstert uns verführerisch „Hey, kommst du mit mir in die Disko …?“ ins Ohr – zack, schon stehen wir im blitzenden Strobo und wissen: Dieses Release nimmt uns heute nicht mehr aus dem Arm. Sehr geil!

Hinter dem Projekt steckt der Berliner Multiinstrumentalist Jean Christophe Lon (J.C.L.), der bisher gern Neo-Folk-Melancholie mit einem Schuss Kammermusik kredenzte. Doch seine älteren Electro-Ausflüge litten an muffigem Tape-Patina – Zeit für eine Schönheitskur. Also schnappte sich J.C.L. Klangchirurg Philipp Marc Tacent, kurz PMT, und jagte fünf Lieblingsstücke durch dessen Röhren-OP. Das Ergebnis heißt Tote Vögel, schon erschien offiziell am 27. April 2025 und fliegt als kostenloser Download auf Bandcamp ein. Schon der Opener ‚Rosa Armee Fraktion (PMT Power To The People Edit)‘ schickt verzerrte Bass-Schwingungen über ein Marsch-Snare-Gerüst, das man sonst in linken Hinterhofkneipen hört, wenn die Playlist streikt. ‚Schieber (PMT Lieblos Edit)‘ legt eine kühl klackernde Minimal-Hook darüber, während ‚Die Beschissenheit (PMT Escitalopram Edit)‘ mit stoischer Kick und synthetischen Glocken fast sanftmütig gegen den eigenen Titel anschmust. Wer eher auf cineastische Spannung unterfüttert mit vulgären Samples steht, der findet in ‚Deutscher Herbst (PMT No Sleep Till Überlingen Edit)‘ düster dräuende Strings, bevor ‚Fucker (PMT Nightfall Edit)‘ wie ein Neon-Schwarm durchs Morgengrauen jagt – perfekt, falls man gegen fünf Uhr früh doch noch in die S-Bahn fällt. Noch geiler!

Der Sound ist glasklar, aber ohne den Charme analogen Knackens völlig zu verlieren. PMT hat den Frequenzen Platz gemacht, damit jede Kick atmet und jedes Pad wie frisch gewaschen klingt. Wer das Knistern der frühen Jahre vermisst, darf nostalgisch die Originale klicken – alle anderen drehen einfach lauter. Übrigens: Für den Herbst kündigt J.C.L. bereits ein vollwertiges Album an. Wenn es so kompromisslos wie diese EP wird, braucht Berlin vielleicht bald eine neue Club-Rettungsinsel. Bis dahin überbrücken wir die Wartezeit mit einem weiteren Bandcamp-Spaziergang – aber erst morgen, denn heute tanzen wir mit den Vögeln durch die Nacht.

Corpse d'Alsace - Disko trifft Düsternis: Berliner Beats auf Tote Vögel
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