Corde Oblique - Cries And Whispers

Corde Oblique - Cries And...

Als Italiens Exportschlager in Sachen Ethereal Folk ist Corde Oblique in der ganzen Welt bekannt - und das ist wörtlich gemeint. Schließlich bereiste das Projekt des Musikers Riccardo Prencipe sogar bereits zwei Mal die Volksrepublik China, um dort aufzutreten. Zahlreiche Kollaborationen mit anderen Musikern sowie ausgiebiges Touren brachte Corde Oblique seit ihrem ersten Album "Respiri" anno 2005 eine solide Fangemeinde über den Erdenball verstreut ein.

Nach dem Vorgänger "The Moon Is A Dry Bone" (2020), welches das Folk-Element in den Vordergrund rückte, verfolgt Prencipe nun wieder seinen ganz individuellen Ansatz, Elemente aus Folk mit Shoegaze zu verbinden. "Folkgaze" nennt Corde Oblique diese Verquickung. Daneben bleibt der Mastermind auch weiterhin einer anderen Linie treu: für die Alben eine Schar von Musikern anzuheuern, um einen "Workshop Of Sounds" zu bilden, wie er es nennt.

Eigentlich verderben nach alter Redensart zu viele Köche den Brei. Bei "Cries And Whispers" findet diese Weisheit allerdings keine Anwendung. Genau das Gegenteil ist der Fall: Riccardo Prencepe erhebt die Kooperation zum Stilprinzip. Und so tragen verschiedene Kolleginnen und Kollegen der Zunft ihr Können an, um seine Ideen zu verwirklichen. Auf dem achten Studioalbum finden sich unter anderem Mitglieder der Gruppen Irfan und Spiritual Front zusammen. Auch die italienische Schauspielerin Maddalena Crippa, die in der deutschen Theater- und Filmlandschaft nicht nur wegen ihrer Liaison mit dem bekannten deutschen Regisseur Peter Stein bekannt ist, hat ihr Scherflein beigetragen: Sie spricht bedeutungsschwanger die Zeilen in "Christmas Carol" ein, flankiert von entspannten Pianoklängen.

Apropos Film: Der Albumtitel sowie das von Rottönen dominierte Artwork referieren überdeutlich auf das Kammerspiel "Schreie und Flüstern" von Ingmar Bergman aus dem Jahre 1972, das ebenfalls mit einer auffallenden Farbdramatik spielt (wofür es 1974 schließlich einen Oscar in der Sparte "Beste Kamera" gab). Corde Oblique bezeichnen diesen Film als Inspirationsquelle für den aktuellen Longplayer, den sie stilistisch geteilt haben.

Die erste Hälfte enthält vom projekttypischen Folkgaze und Post Metal durchzogene Kleinode, die eine naturgewalitge Schönheit in sich tragen. "Leaver" und "John Ruskin" beispielsweise leben von kraftvollenden, mitreißenden Melodien, über die sich die kraftvolle Stimme von Rita Saviano wie ein Phönix aus der Asche erhebt. Dem gegenüber steht die zweite Hälfte des Albums, das mit dunkelfolkigen Klängen besticht. Besonders ragt "Tango di Gaeta" hervor: Die melancholisch-wuchtige Stimme von Sängerin Caterina Pontrandolfo wird von maritimen Gitarrenklängen und lamentierenden Geigen begleitet. Selten passt das Attribut "magisch" passgenau auf einen Song, dem man einfach nur lauschen mag, ganz gleich, ob man seinen Inhalt versteht oder nicht.

Nicht nur Eigen-, sondern auch Fremdkompositionen weiß Riccardo Prencipe glanzvoll in Szene zu setzen. "Souvenirs d'un autre monde" von Alcest sowie die Komposition "Gnossiene no.1" von Eric Satie geben Aufschluss über den musikalischen Background des Projektleiters, der eine klassische Musikausbildung genossen hat. Diese hilft sicherlich, die Ideen leichter in die Tat umzusetzen. Klare Visionen zu besitzen geht über das reine Handwerk und die bloße Methodik hinaus. Sie macht schlussendlich das Genie und den wahren Künstler aus. Riccardo ist zweifellos einer.

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