Gefühlt waren Combichrist in den letzten zwei Jahren ununterbrochen auf Tour. Und doch erscheint nun mit „Making Monsters“ ein neues, schick verpacktes Album. Andy LaPlegua hat kürzlich erzählt, dass er abgesehen von Touren/Aufnehmen eigentlich nichts macht. Höchstens ein wenig an alten Autos und Motorrädern schrauben und auf ein Bier mit Freunden raus. Das glaube ich blind, mehr Zeit kann ja auch nicht übrig sein.

Auf ein Neues also mit einer der aktuell erfolgreichsten Szenebands, die für mich auf keinen Fall in einen Topf mit der Masse an Hellectrobands gehört. Nach einer kurzen „Declamation“ geht es direkt in die Vollen und die Fans bekommen bewährtes Clubfutter. Dabei könnte sich in einem Rückblick herausstellen, dass "Follow The Trail Of Blood" trotz der Unterstützung von Brandon Schieppati (Bleeding Thougth) tatsächlich obsolete ist, während sich die Single "Never Surrender" mit großer Wahrscheinlichkeit für immer in die Konzert-Setlist spielen wird. Und dank der Remixe auf der Single sicher auch in die Clubs. Als ich diese beiden Tracks gehört habe, hatte ich direkt Bilder vom Konzert vor Augen, zieht der Vierer für mich seine Faszination zum größten Teil aus der Liveperformance. Mit „Throat Full Of Glass“ wird es dann variabler. Der Song ist mit seinem melodischen Gesang eine echte Überraschung. Ein Ausrutscher ist hingegen "Fuckmachine". Nicht nur die "Botschaft" ist banal, sondern auch die Musik. Interessant wird es wieder mit „Just Like You“.

Nitzer Ebb scheinen auch mit dem neuen Album gehörigen Einfluss zu haben. Denn „Just Like You“ klingt anfangs stark nach Payroll und diese Nähe meine ich ja schon bei Comabuster (Septic IV) erkannt zu haben. Ich stelle fest, dass mir die wie „normale“ Songs aufgebauten Stücke besser gefallen als die klassischen TBM-Songs. Oder Songs aus dem Rahmen fallen. „They“ klingt nach einer guten Minute plötzlich, als würde ein genervter, wie wahnsinnig an seinen Mischpultknöpfen drehender DJ in einer holländischen Großraumdisco auf ein Trancestück EBM-Beats und Vocals von Icon Of Coil legen, um gegen Ende noch eine wieder entdeckte Oldschool-Techno Scheibe reinmischen. Eigentlich gruselig, aber trotzdem interessant.

Im Gegensatz zu „Slave To Machine“ mit seinen schlappen Trance-Sounds. Mit „Through These Eyes Of Pain“ wagt der Norweger sogar eine Ballade, allerdings versprüht diese nach meinem Geschmack keine echte Magie. Diese ist schon eher in den langsamen, bedrohlichen Stücken „Forgotten“ oder „Reclamation“ (eine Prise Front 242?) zu finden. Die Limitierte Auflage ergänzt eine DVD mit fünf Liveaufnahmen aus 2009. Gefilmt wurde in Moskau und Hamburg, für Fans sicher eine nette Ergänzung, aber die Qualität ist nicht direkt zum Niederknien. Den Aufpreis würde ich eher in die MCD von „Never Surrender“ investieren.

In meinem Urteil bin ich unentschlossen. Fangen wir also einfach an - die Combichrist-Army hat sicher schon zugeschlagen und dürfte mit „Makings Monsters“ auch glücklich werden. Die Fraktion der Abgeneigten, wird von diesem Monster hingegen nicht gefressen werden. Als neutraler Hörer bin ich hin- und hergerissen. Mich erfreut die Spielfreude und so picke mir die guten Tracks raus und vergessen den Rest inklusive der DVD. Was meiner Ansicht nach leider fehlt, ist ein richtiger Kracher wie "Blut Royale" oder "Without Emotions".