Und in Italien wandelte der Dämon in den Gassen, verschreckte die Menschen mit quälender Akustik und umgab sich mit allerlei Mumien. Nein, es ist weder Silvio Berlusconi, von dem ich hier spreche noch der Vertreter Gottes im Vatikan. Auch neben all den unheimlichen Umtrieben auf den großen Bühnen bietet uns das Land jenseits der Alpen Bedrückendes und CLAVICVLAs zweite Veröffentlichung 'Sepulchral blessing' gehört definitiv dazu!

Es ist also Black Ambient oder Death Industrial, das da durch die Boxen kriecht und so gar keine gute Laune verbreiten kann... und es definitiv auch nicht will. Drückende Soundwellen, niederschmetterne Monotonie, das Fehlen einer nachvollziehbaren Struktur. Der Klangkosmos, den Mastermind Ittiel erschafft ist kein Unbekannter. Und auch all die Zusatzzutaten, die eingebaut werden, erkennen Freunde zermürbender Klangbrocken wieder: Oszilierende Druckwellen, Klimpern, Rasseln, metallisches Schleifen, selten etwas deutlichere Keyboardklänge und stark verzerrte Vocals, die man nur knapp als solche erkannt werden können. Bei "Angra mainyu" klingts zum Teil etwas nach Kehlkopfgesang, letztendlich aber nur ein weiterer trostlos gleichförmiger Ton, der dazukommt. CLAVICVLA versuchen erst gar nicht, Melodien anzudeuten, wie es zum Beispiel MZ 412 teilweise bieten, es gibt auch keine Geschichte, die erzählt wird. Hier gibt es den Soundtrack zu finsteren Folterkellern. Aufgeheitert mit Bildmaterial der Mumien aus der Kapuzinergruft in Palermo ist das Album optisch und akustisch wie eine Botschaft der Toten. Und es ist keine Botschaft der hoffnungsvollen Sorte.

Es ist wie es ist und CLAVICVLA ist definitiv nicht für jederman. Cyclic Law vertreiben dieses Moloch aber mit Recht, denn 'Sepulchral blessing' funktionierte bei mir ganz ausgezeichnet. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich eingehend auf die einzelnen Titel eingehen muss, da sie zusammengefasst doch ein stimmiges und in sich geschlossenes Gesamtbild erzeugen. Gleichzeitig bin ich auch froh, dass das Projekt nicht der Tradition viele Genrevertreter folgte und die Gesamtspieltzeit in einem großen Stück zusammenfasste. Und mit 38 min hat das Album auch eine Gesamtlänge, die für die gewünschte Wirkung notwendig ist und gleichzeitig nicht zu viel des Schlechten mit sich bringt. Insgesamt also ein angenehm unerfreuliches Erlebnis finsterer Finsternis und die perfekte Hintergrundbeschallung für ein erstes Date.

 

CLAVICVLA

Sepulchral blessing

 

01.11.2019

cyclic law

 

https://cycliclaw.bandcamp.com/album/sepulchral-blessing

 

01. Demonic integration

02. Insorcist will

03. Tiamat skin

04. Angra mainyu

05. Apocryphal truth

06. Sepulchral blessing