Mit „Spider on the Wall“ lassen uns die Niederländer von Clan Of Xymox unter der Führung von Ronny Moorings erneut eine düstere Reise in die Tiefen der leidvollen Seele beginnen. Dass sie längst ihren Stil gefunden haben, ist unverkennbar und so liefern sie auf dem neuen Longplayer gewohnt dunkel-melancholische Töne und erdrückende Texte, die schmerzvoll in den Spiegel des Schicksals blicken lassen.

„She“, so kurz und knapp ist der Titel, doch was sich hinter ihm verbirgt, ist das eigene Ersticken an seinem Dasein, das Gefühl, nicht normal zu sein, seinen Sinn verloren zu haben. Und so heißt es da: „She feels so lost without someone. She feels alone like without a soul.“ Und dieses vertonte Alleinsein, gehüllt in dumpfen, elektronischen Synth-Sound, wiegt schwer und wird durch eindringliche, dramatische Refrains verstärkt. Die Schwere wird fortgeführt in dem Titel „Lovers“, dessen Video das tragische Ende eines gleichgeschlechtlichen Paares zeigt, dessen starke Liebe auf eine harte Probe gestellt wurde. Der Song beginnt mit einem fast bedrohlich wirkenden Dialog der Liebenden, zeigt ihre Höhen und führt doch in den tiefen Abgrund, was sich auch in der dahingleitenden Melodie schicksalhaft wiederfindet. Stimme und Sound verschwimmen fast in dem sich anschließenden „Into the Unknown“, dessen psychedelischer Sound das Hoffnungslose unterstützt: „There´s no reason for me to stay.“ Da ist nichts mehr, was hält. Dass die neuen Songs durchaus aber auch Club-tauglich sind, das beweist mitunter „All I Ever Know“. Was verbirgst du tief in dir? E-Gitarre und Drums geben schließlich den Ton in „I Don`t Like Myself“ an, ehe in dem Song zur gleichnamigen Single, „Spider on the Wall“, die ganze düster-bedrohliche Schwermütigkeit zurückkehrt. Schräg trägt der Sound die Tragik. Wie mag das sein, symbolisch die Spinne an der Wand zu sein – so präsent und doch kurz vor dem Ende? Einen melancholischen Rückblick liefert „When We Were Young“. Doch auch die Erinnerung an den Tanz unterm Mondlicht kann das Herz zerreißen. Dumpf, dunkel und bedrohlich kann es sich dir, wie eine düstere Traum-Blase längst vergangener und nie wiederkehrender Zeiten, einverleiben. Und wenn du zurückgeblickt hast und schaust nun in den Spiegel? Was siehst du? Hörst du deinen Schrei? „Black Mirror“ beantwortet diese Frage mit einem Hauch Wahnsinn. Wie der Irrsinn, der deinen Kopf umwirbelt, dringen die Synth-Ströme von links und rechts auf dein Gehör ein. „This is the way we live.“ So leben wir. Die Erkenntnis wiegt schwer. Zügig und als würde der Song selbst mit dem Finger auf dich zeigen, präsentiert sich darauf „My New Lows“. Und so sehr man es auch versucht, die Sonne wird über einem immer wieder zusammenbrechen. Und wenn die Reise zu Ende geht, dann ist es Zeit für „See You on the Other Side“. Ein schwaches Stimmengewirr leitet hinüber, getragen auf den Wellen des Waves. Und wie ein Wind, der verlangt, will der Sound sich der Stimme bemächtigen und es bleibt einfach nur noch der Wunsch, sich im Gesang von Ronny Moorings zu finden und darin seinen Kummer zu baden.

Mit „Spider on the Wall“ haben Clan of Xymox erneut ein Album geschaffen, das die eigenen Abgründe erkennen und akzeptieren lässt und jedem, der sich in der Melancholie des Daseins verlieren möchte, seien die neuen Titel ans Herz gelegt.

 

24.07.2020

Trisol Musik Group (Soulfood)

 

https://www.clanofxymox.com/

 

01. She
02. Lovers
03. Into the Unknown
04. All I Ever Know
05. I Don`t Like Myself
06. Spider on the Wall
07. When We Were Young
08. Black Mirror
09. My New Lows
10. See You on the Otherside