City and Colour? Dallas Green? Nie gehört? Wird dringend Zeit. Nachdem die ersten beiden Werke des Kannadiers, vermutlich aus schlichter Unkenntnis, vom übrigen Team des Medienkonverters leider nicht beachtet wurden, bekommt der gute Mann pünktlich zur berüchtigten dritten Platte die dringend nötige Aufmerksamkeit. Green, hauptamtlich eigentlich Gitarrist und Goldkehlchen bei den Emolieblingen Alexisonfire, vollzieht auf 'Little Hell' zum dritten Mal den vertonten Seelenstrip. Und was für einen. Das musikalische Reportoire ist, wie auf den beiden Vorgängern, in den meisten Songs relativ minimalistisch. So bedient sich Green die meiste Zeit neben der Akustikgitarre und dem Klavier kaum mehr als seiner Stimme. Aus den schlichten Singer-Songwriter-Strukturen bricht er aber auf 'Little Hell' erstmal ernsthaft aus, so ist gerade beim Opener und dem vorab veröffentlichten 'Fragile Bird' angenehme Experimentierfreude jenseits des Minimalansatzes zu vernehmen, ohne die eigenen Trademarks zu verspielen. Ansonsten bleibt zum musikalischen nicht viel weiteres zu sagen: Serviert werden wunderschöne, melancholische Melodien gepaart mit Greens fragiler Stimme. Und das nicht etwa eiskalt, sondern dermaßen emotional, dass es einen nichts desto trotz schaudert. Lyrisch wagt sich der Protagonist wieder an die härteren Brocken, die auch in unseren Synapsen alle schon mal die ein oder andere Runde gedreht haben. Von Depressionen samt Persönlichkeitsveränderungen durch Therapie ('O' Sister'), über Unverständnis von Grundsatzoptimisten ('The grand Optimist') bis hin zur Frage nach dem allgemeinen Sinn ('Silver and Gold'). Und wer sich im Titeltrack von 'Little Hell' nicht wieder findet, sollte dringendst erwägen, sich eine ernsthafte Beziehung oder, bei Vorhandensein erster, eine Seele anzuschaffen. Hervorzuheben wäre dann noch der oben schon genannte 'Fragile Bird', der schlicht und ergreifend niedlich ist. Ich hatte zwar schon vermutet, dass der Vorgänger 'Bring me your Love' nicht getoppt werden kann. Aber wie bitte etwas toppen, das nach oben keine Luft mehr hat? City and Colour bleibt einfach Garant für Spitzenqualität in Sachen Musik von Mann mit Gitarre und Hirn. Dallas Green schafft es einfach erneut, den perfekten Soundtrack zum Herumliegen und mehr oder weniger fröhlich an sich selbst und der Welt zu zweifeln, vorzulegen.