Einer der angesagtesten Techno-DJs Deutschlands, Chris Liebing, hat sich nach reiflicher Überlegung dazu entschlossen, ein eigenes Album zu veröffentlichen. Bisher hatte Liebing nur 12" Vinyl-Platten produziert. Die Besonderheit an dem Album ist, das Chris Liebing die Tracks eigens für das Album aufgenommen und nicht einfach eine Best-Of-Zusammenstellung auf die Scheibe gepackt hat. Denn, man soll es nicht für möglich halten, auch Techno-DJs haben eine Botschaft bzw. wollen den Hörer zum Nachdenken anregen. Chris Liebing beschäftigt sich mit Rätseln und Problemen rund um das Universum und die Menschheit und wirft sogar die Frage auf, ob sich letztere von ihren Urinstinkten befreien muss, um in Zukunft überleben zu können. Natürlich ist sich Liebing bewusst, dass er mit seinem Debutalbum diese Fragen weder lösen noch ausschweifend behandeln kann. Sein Kommentar dazu: "Die Antworten findet man bestimmt nicht auf meinem Album, aber vielleicht überbrücken wir damit etwas die Zeit, bis wir es herausfinden. Eigentlich genau um 73 Minuten und 54 Sekunden". Und genau das schafft dieser Mann, der den Begriff "Schranz" geprägt hat. "Evolution" ist keine reine Techno-Platte, sondern vermengt Techno- und Houseelemente zu einer durchgängigen und eindrucksvollen Beatkanonade. Selbige brettert glücklicherweise nicht einfach willenlos aus den Boxen, sondern erweist sich, dank eines zugrundeliegenden Konzepts, als sehr abwechslungsreich. Denn trotz der überwiegenden Betonung von Rhythmus und Tanzbarkeit, wirkt "Evolution" durch Tempowechsel und verschiedene Samples weder einförmig noch langweilig. Sicherlich kann man auf einem Techno-Album keine tiefgreifenden Tracks erwarten, aber wer will das schon. Aber anscheinend wollen nun auch die Anhänger dieser Musikrichtung ihr einen anspruchsvolleren Anstrich verpassen. Ob Chris Liebing das erreicht hat, muss jeder für sich selbst entscheiden. "Evolution" hat auf jeden Fall das Zeug dazu, aus der unüberschaubaren Masse an Veröffentlichungen dieses Genres herauszustechen. Techno und House mal, zwar nicht ganz anders, aber doch sehr imposant.