Wer sich noch an das „Gottwerk“ von Centhron aus dem Jahre 2006 erinnert und noch immer Lust auf technoides, melodiöses Bassgewummer mit Agro-Distortion-Vocals hat, der spitze nun die Ohren. Das 2001 gegründete Hardcore-Industrial Project Centhron brachte Ende Mai via Scanner (Dark Dimensions Labelgroup) ein neues Werk auf den Markt. Getauft wurde die Neuerscheinung auf „Roter Stern“ und darauf tummeln sich 13 Tracks, die harsh und hitzig das Gehör derjenigen zu erobern versuchen, die es härter brauchen.

Schon beim Opener „WKIII“ wird angedeutet, worauf es die Herren und Damen um Elmar, Melly, Stefan, Anette und Jörg abgesehen haben: Auf die Tanztempel! Stampfende Beats rauschen vibrierend aus den Boxen. Dazu werden verspielte Melodien und durch den Verzerrer gejagte Shouts sowie eine Prise weiblich gehauchte Parts gereicht. Textlich nimmt man kein Blatt vor den Mund. Ein bisschen zu fesch finde ich den Opener „WKIII“ jedoch schon... Kriegsverherrlichung? Nun gut, für ihre Provokation sind die Bremer ja schon bekannt.

Track für Track gibt es ordentlich auf die Futterluke. Ob „Dreckstück“, „Godmachine“, „Kaltes Fleisch“, Titelsong „Roter Stern“ oder „Seelenflug im Rotbereich“, die DJs haben mit dieser Scheibe eine gute Auswahl an Clubfutter. Die Häppchen werden einem in bester Qualität und sauberer Produktion serviert und sorgen mit Sicherheit für Massen auf den Tanzflächen. Einen runden Abgang gibt es mit dem letzten Track „Die Galeere“. Hier spielt und dreht man experimentierfreudig an den Tasten und Reglern und sorgt für einen etwas ruhigeren Hörgenuss. Fazit: Leider gibt es in diesem Genre zu viele Bands, so dass es gerade für Newcomer schwer ist, sich abzuheben.

Auch wenn die neue Scheibe von Centhron durchaus gefällt und für Spaß sorgt, wird es auch für diese Kombo schwer werden, sich einen (großen) Namen zu machen. Drücken wir ihnen also die Daumen, denn das Konzept ist durchdacht, die Musik ist aber leider noch zu austauschbar. Den Aussichten auf Cluberfolge steht meiner Meinung nach nichts im Weg. Die Harsh-Electro-Industrial Fans werden es betanzen und bestampfen und lieben lernen.