Und wieder ein Debut-Album: Unter der Federführung des Briten Joss Iles (aka Avi Ruin) kam CeDigest 2004 als Digital Hardcore-Projekt zur Welt und ist seitdem auf derzeit 6 Bandmitglieder angewachsen. Damit einhergehend wandelte sich die musikalische Orientierung in Richtung photophobem Electro à la Terror EBM/Aggrotech. Elemente aus Metal, Trance und Klassik inkorporierend beschreiben sie ihren Stil selbst als "Symphonic Industrial Metal" (jedoch ohne näher zu erläutern, worin nun der symphonische Anteil besteht). Schon beim ersten Lied kommen zahlreiche Vergleichsmöglichkeiten in Frage, die Synth-Lines, der stampfende Beat und die stark verzerrten Vocals erinnern mich vor allem an Tactical Sekt, wenn da nicht noch die tiefen, brachialen Gitarren wären, die diesem und den übrigen Stücken ein Extra an Aggression verleihen. Und obwohl mir der Sound doch relativ bekannt vorkommt macht mir dieses Stück immer noch Spaß, welcher mit "Fermenting Remains" gesteigert oder zumindest aufrechterhalten wird. Die Einleitung weckt Assoziationen zu, um bei der Wortwahl zu bleiben, photophilerem Electro, sprich Trance/Techno, jedoch nur bis Bassline, inflationär eingesetzter Bass-Kick und Gitarren hervortreten. Ein netter Übergang, der spürbar veranschaulicht, wieviel Druck dieses Arrangement aufbauen kann. Die folgenden 2 Lieder können mit den bei mir aufgebauten Erwartungen dann leider nicht mehr mithalten und versacken etwas im gemächlichen Beat und nicht mehr so effektvoll erscheinenden Gitarren-Backing. "Bound" weckt dann doch wieder die Aufmerksamkeit dank periodischer Basskick-Offensive. Der vorgegebene Rhythmus hält die ersten ca. 3 Minuten an und wird mit entsprechendem Gitarren-Riff unterstützt. Eine leichte Variation des Rhythmus beschert dann nochmal die mittlerweile ersehnte Abwechslung und rettet das Stück bis zum Ende. "Abattoir" ist der ruhigste Track auf der Platte und bietet eine 3-minütige Verschnaufpause mit sphärisch-flächigen Synths, Tasteninstrument-Geklimper und Streichinstrument-Zupfen, die jedoch immer wieder von einer Art Unheil verkündendem Kreischen übertönt werden. Auf die Ruhe folgt wie zu erwarten der Sturm, allerdings können mich die folgenden 2 Stücke nicht mehr wirklich mitreissen, rhythmisch sind sie für meinen Geschmack zu homogen und die gleichbleibende Taktik der Steigerung durch das Übereinanderlagern der zahlreichen Tonspuren zieht nicht immer. Wie schon "Bound" zuvor weckt mich "Play Dead" glücklicherweise mit Stakkato-Basskick-Geballer und schrammelnden Gitarren wieder auf, leider wartet auch diese Nummer wieder nur mit mäßigem Stampf-Beat, den gewohnten verzerrten Kreisch-Vocals, versetztem Gitarren-Akkord und obligatorischem SAW-Sample auf. "Limb From Limb" wirkt auch nicht unbedingt so, als ob es ein eigenes Subgenre Wert wäre. "I Am Unstoppable" macht dagegen endlich wieder Freude auf mehr, was vielleicht auch daran liegt, dass die Vocals zunächst nicht mehr bis zur Unverständlichkeit verzerrt wurden. Stattdessen gibt es Autotune-Gesang und damit zum ersten Mal auf diesem Album eine Melodie, die nicht nur durch Synths vorgegeben wird. Zum Refrain wird zwar wieder zur bekannten Verzerrung zurückgegangen, aber in diesem Fall wirkt es dank der Abwechslung wieder frischer und energischer. Die Melodie und der gelungen bearbeitete Gesang bewirken auch, dass dieses Stück am ehesten hängen bleibt, zumindest war es bei mir der Fall. Die Gegenüberstellung von Ruhe und Klimax (bzw. der Aufbau) entfalten bei diesem Lied ihre Wirkung auch besser als bei den vorangegangenen Negativ-Beispielen. Das letzte Stück ist eine Art instrumentelles Outro und klingt dementsprechend auch eher nach ruhigerem Electro-Industrial (mit einem "Metal" irgendwo dazwischen). Eine süße Synth-Melodie und noch ein (schwer zu verstehendes) Sample am Ende machen es zu einem angenehmen Ausklang. Vielleicht sollte ich in Zukunft den Promo-Text erst lesen, nachdem ich mir ein Album angehört habe. Das angekündigte Beschreiten neuer, unbekannter Wege erschliesst sich mir nur ansatzweise und ist beschränkt auf eine handvoll Lieder (sofern man von der Metal-Aggrotech-Kombination absieht). Nichtsdestotrotz stechen diese Stücke dann auch sehr positiv hervor und verdeutlichen das schlummernde Potential, das diesem Projekt innewohnt. Die Längen, die mir auf "Walking In The Flesh" begegnet sind, ergeben sich eventuell auch nur aus einer unglücklichen Auswahl bzw. Zusammenstellung aus dem Repertoir von CeDigest. Wer auf den Sound von Tactical Sekt, Xentrifuge, Die Sektor oder verwandten Gruppen steht könnte durchaus Gefallen an dieser Veröffentlichung finden. Letztendlich rummst es ganz ordentlich und ist definitiv club-kompatibel.