Kennt ihr den Zwiespalt, der in einem entsteht, wenn man vor Entscheidungen steht, die man nicht treffen möchte? Situationen, in denen ihr euch zwischen Herz und Verstand, quasi zwischen euch und euch selbst entscheiden müsst? Simon Konrad, Kopf von Cargo City, wird wohl durch seine Arbeit mit schwer erziehbaren Jugendlichen öfter vor diesem Dilemma stehen und sich zu einer Entscheidung durchringen müssen. Vielleicht ist das auch der Grund, warum der Frankfurter sich entschieden hat, Musik zu machen. Mit „On. Off. On. Off.“ legt er sein zweites Studioalbum vor. Besieht man die Texte erhärtet sich der Verdacht, dass Konrad die Abenteuer seines Alltags mit Hilfe seiner Musik verarbeitet. Herausgekommen ist in diesem Fall ein wunderbar abwechslungsreiches Kleinod aus der Indie-Pop-Ecke, welches eindeutig die markanten Schnittstellen zur allgemeinen alternativen Musik aufweist, aber durchaus auch mal die Fühler in die unbekannteren Weiten des französischen Chansons, Lounges und Downbeats ausstreckt. Das Album beginnt mit einer wunderbaren, gitarrenbegleiteten Ballade, welche einen schönen Einstieg bildet und sich nach und nach mit Hilfe des Einsatzes von Percussions langsam steigert. Mit „Euphoria/ Nostalgia“ geht es bunt-fröhlich in bester Indie-Manier weiter, um mit „Flowershops in Hospitals“ wieder ins balladenhafte abzutauchen. Nicht zuletzt auch Dank seiner Duettpartnerin Nadine Renneisen gelingt es Konrad hier gefühlvoll darüber zu sinnieren, warum Menschen Kapital aus dem Leid anderer schlagen. Die Songstruktur dieses Liedes erinnert mich sehr an Produktionen von Andreas Gross – sanfte Basslinien, Streichereinsätze, ruhige Gesangspassagen. Es folgen in diesem Reigen weitere Songs aus dem Indierock-Bereich, jedoch irgendwie immer eine Sequenz trauriger, wehmütiger als die aus diesem Genre bekannten Titel. Hervorzuheben wären an dieser Stelle noch besonders „Lately...“ und „Rearview mirror“. Ersteres besticht durch seine chansonesken Anleihen, die ein wenig den Duft von Paris herüberwehen und die Gedanken in entfernte Weiten rücken lassen. Letzteres ist ein absolut hitverdächtiger Ohrwurm, der von der ersten Sekunde an ins Bein geht und den Körper nahezu unwillkürlich im Takt der Musik mitwippen lässt. Alles in allem ist “On. Off. On. Off.“ ein wirklich gutes Indie-Pop-Album, welches den Sommer begrüßt und zum philosophischen Sinnieren im Park einlädt. Für Freunde von Maximo Park, Muse und irgendwie auch Wir sind Helden wirklich empfehlenswert!