Caput Medusae - You Can't Negotiate With Zombies

Caput Medusae - You Can't...

Zwar hat sich die Situation seit einiger Zeit etwas gebessert, aber noch immer mangelt es dem Großteil der Schwarzen Szene an Selbstironie. Wie verbissen "dark" doch alle sein wollen! Und wie sehr sie sich einer drohenden (und de facto bereits längst stattgefundenen) Kommerzialisierung zur Wehr setzen. Dass man sich dem ganzen Mummenschanz aber auch mit Humor nähern kann, hat die Band Kontrast bereits vor 25 Jahren mit ihrem "Einheitsschritt" gezeigt. Caput Medusae ist nun ein legitimer Nachfolger geglückt: "I Wear Black 'Til I'm Dead". Ein Song, der mit seinem kaputten Orgelintro für putziges Horror-B-Movie-Feeling sorgt und auch sonst die Grabsteinstreichler und ihre Lieblingsfarbe (die ja streng genommen gar keine Farbe ist) aufs Korn nimmt. Doch nur, wer sich mit der Szene identifiziert, kann sie auch liebevoll karikieren.

Das tun Caput Medusae, aber nicht nur mit dieser Nummer, sondern auch über weite Teile auf ihrem erste Album, dem sie den herrlich bananigen Titel "You Can't Negotiate With Zombies" verpasst haben. Tina Mar und Stefan Scott, die beiden schlauen Köpfe hinter dem Kopf der Medusa, gelingt es dabei, sich eine gewisse Authentizität zu bewahren. Und zwar, indem sie sich nicht von aktuellen Produktionsvorgaben kirre machen lassen und den leicht schäbigen Sound mit Verve kultivieren. Heißt übersetzt: "You Can't Negotiate With Zombies" ist bewusst unterproduziert, klingt etwas blechern und unausgewogen - aber zu jeder Zeit liebenswert und wahrhaftig. Bereits der Opener "Überfan" mit seinen rumpeligen Beats und dem stoisch vor sich hinrollenden Bass winkt mit dem schwarzgestrichenen Zaunpfahl. Hier sind zwei Musizierende zusammengekommen, die mit einer erfrischenden Unvoreingenommenheit jegliches Gruftie-Klischee spielend überwinden, indem sie sich zwar an den tradierten Sound heranwanzen, ihn aber doch ganz eigentümlich interpretieren. Beredtes Beispiel bildet das abschließende "Endboss", das mit viel fluffiger Musik und einem pseudoheroischen Text ganz anders ist als alles andere, was man bisher gehört hat.

Stefans stimmliche Darbietung verdient dabei besondere Aufmerksamkeit. Im Eröffnungsstück sowie bei "Colder Than Ice" erinnert seine eruptive Intonation an Falco, wobei der Sänger sein Organ in subbassige Regionen verfrachtet hat, sodass seine Texte wie satanische Beschwörungsriten klingen. Man mag sich entfernt an das vibrierende Timbre eines Volkan Caner von She Past Away erinnert fühlen. Bei "Eerie Dance" zeigt Stefan aber, dass ihm auch höhere Tonlagen liegen. 

Der Humor ist zwar steter Begleiter der beiden, aber nie zu überpräsent oder plakativ eingesetzt. Bei einem konsumkritischen Song wie "Slave To The System" wird überdies schnell deutlich, dass Caput Medusae ebenfalls jede Menge Punk in sich tragen. "You Can't Negotiate With Zombies"  macht zwar Spaß, will aber auch zum Nachdenken anregen. Von daher kann man den Titelsong, bei all seiner herrlichen Trashigkeit, durchaus als verklausulierten Angriff auf die momentane gesamtpolitische Weltlage verstehen. Es bleibt am Ende natürlich eine Auslegungssache jedes und jeder Einzelnen.

Seit Erscheinung häufen sich die Kommentare zum Album auf der Bandcamp-Seite des Duos. Sie zeigen einmal mehr, wie sehr die bereits ordentlich gewachsene Fanschar dem Erstling entgegengefiebert hat. Erstaunlicherweise erwähnt keiner, wie viel Humor in "You Can't Negotiate With Zombies" steckt. Wie gesagt: Selbstironie und Schwarze Szene laufen eben immer noch nicht Hand in Hand. Gut zu wissen aber, dass es immer wieder Bands wie Caput Medusae gibt, die diese Hürde ohne Fremdscham, aber mit viel Charme, überwinden.

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