Das italienische Künstlerkollektiv Camerata Mediolanense kehren zurück mit neoklassischer Kost, die den Sommer auch musikalisch mediterran ausleuchtet. Dass 'Atalanta Fugiens' dabei ein klein wenig den Kreis zu den frühen Veröffentlichungen des Projektes schließt, wird Fans sicherlich erfreuen, jedoch auch den Kreis der möglichen Hörerschaft eher verkleinern.

Immer wieder wandelten die Damen und Herren zwischen unterschiedlichsten Welten und insbesondere um 2013 herum erfuhr man durch die Öffnung in Richtung elektronischer und waviger Elemente natürlich eine höhere Aufmerksamkeit. Doch die Klassik und ein verschroben altmodischer Sound sind doch Kern von Camerata Mediolanense und nachdem man 2017 auf minimalste Instrumentierung reduziert 'Le vergini folli' veröffentlichte und damit eine schroffe Zäsur zum weltlich-offenen Sound des Vorgängers schuf, ist man in der Gegenwart bei den eigentlichen Wurzeln angelangt. Dieser Sound ist einerseits und natürlich hauptsächlich aufgrund des Gesangs sehr klassisch geprägt und von Percussions und Trommeln getragen, die auch Live immer wieder frohlocken lassen. Gleichzeitig unterstreichen Camerata Mediolanense, dass für sie klassische Musik und ein Aufgebot „echter“ Instrumente einen künstlichen Keyboardsound nicht ausschließen. Das gefällt mir heute ausgesprochen und imponiert auch, denn dadurch entsteht eine Zerrissenheit und gewisse Schrulligkeit, die ich in den Jahren liebgewann.

Pathosgeschwängert und dramatisch ist 'Atalanta Fugiens' und ich muss mich in einer bedächtigen und entspannten Stimmung wiederfinden, um die 40 Minuten genießen zu können. Dies fiel und fällt mit bei diesem Projekt sowieso schwerer, als ein Live-Konzert mitzuverfolgen. Ihre Klangwelten können historische Dokumentationen oder Berichte zu einer schleichenden Bedrohung untermalen, sind immer zutiefst emotional, aber eben auch ein klein wenig drüber. Das kann auf Albumlänge stark herausfordern oder wie in meinem Fall auch verschrecken. Aber ich erkenne den Wert dieser Musiker und ihres Werkes an, freue mich auf Live-Kontakte und gönne mir immer mal wieder Ausschnitte aus ihrer Diskografie. Und für diese Momente sind die Stücke des vorliegenden Albums mehrheitlich gut geeignet. Seien wir also gespannt, was da wohl folgen wird.


Camerata Mediolanense – Atalanta Fugiens

14.06.2024 / Auerbach / Prophecy Productions


https://camerata-mediolanense.bandcamp.com/


01. Embryo Ventosa
02. Rosetum
03. Rupe Cava
04. Corallus
05. Hermaphroditus
06. Victor Quadrupedum
07. Mercurius
08. Arpie
09. Draco
10. Alta Venenoso